VOEST. Wann kommt jetzt endlich die Gewinnwarnung oder kommt eh keine?
Was kann noch alles passieren?
Ein Aufpraller in den Bereich um 15 € oder im Extremfall sogar 10 € ist in der aktuellen Marktlage nicht auszuschließen, würde aber ein attraktives mittelfristiges Einstiegsniveau darstellen. Ein technisches Wendesignal in Form einer entsprechenden Tages- oder noch besser Wochenkerzen-Chartformation ist aber vorher zwingend notwendig !
Wir betrachten hier ausschließlich die charttechnischen Kurschancen und geben keinerlei fundamentale Einschätzungen zum Unternehmen ab. Wir verwenden aber sehr wohl fremde fundamentale Äußerungen zu diesem Unternehmen im Rahmen der Chartanalyse, besonders aus sentimenttechnischer Sicht.
Chartanalyse für den österr. Stahlhersteller VOEST vom 08.10.2008
Trendcheck
• 200‐Tagelinie: fällt (Abwärtstrend)
• 60‐Tagelinie: fällt (Abwärtstrend)
• 5‐Tagelinie: fällt (Abwärtstrend)
Kommentar
Die Abwärtstrends sind vollkommen intakt und auch die Abwärtsdynamik der letzten Tage/Wochen setzt sich unvermindert fort. Abgesehen von zaghaften Erholungsversuchen gibt es bis dato keine Wendesignale.
Seit Ende 2007 hat die Voest-Aktie ein langfristiges Verkaufssignal (Trigger fallende 200-Tageslinie) ausgelöst und dieses Signal wird noch lange Bestand haben. Kurzfristig dürften sich aber bald enorme Chancen auf der Oberseite ergeben, jedoch scheint auch jetzt noch ein Einstieg mit relativ hohen Risiken verbunden zu sein.
Bevor jedoch nicht klare charttechnische Wendesignale auszumachen sind, ist von einem Engagement noch immer abzusehen. Die aktuelle Übertreibung nach unten zu erkennen ist eine Sache, jedoch müssen auch die Kapitalströme beachtet werden und diese sind weiterhin negativ. Solange die Herde noch in die „falsche“ Richtung trampelt, nützt es einem nichts, wenn man auf die zukünftig richtige Richtung setzt.
Was man so hört ...
Wenn man sich bei den Fundamental-Analysten so umhört, dann wird immer wieder darauf hingewiesen, dass die Voest (und auch andere Stahlhersteller) ihre Gewinn-Guidance wohl kaum halten wird können und eine Reduzierung diesere Guidance auf realistischere Werte notwendig wäre. Manche vermuten sogar eine klassische Gewinnwarnung, wie sie dieser Tage am laufenden Band von vielen Unternehmen ausgesprochen wird. Erst danach sei ein Investment sinnvoll, da dann hoffentlich auch die letzten "Gläubigen" verkauft hätten und somit der Markt "bereinigt" wäre, so der Tenor.
Die Voest-Aktie hat jedenfalls bei einem Kurs von ca. 16 € eine Dividendenrendite von ca. 13 % p.a. (lt. www.onvista.de). Das ist einfach nur gigantisch und man muss sich fragen, warum trotzdem noch immer keine Käufer in Sicht sind. Man muss aber realistischerweise damit rechnen, dass bei einem immer wahrscheinlicher werdenden Einbruch der Stahlkonjunktur auch diese hohe Dividende kaum mehr zu halten sein wird und etwas gekürzt werden dürfte.
Auch sentiment-technisch kann man dieser Tage Bemerkenswertes feststellen. So machten in jüngster Zeit nicht nur unbeirrbare Analysten, sondern auch Bankdirektoren positive Stimmung für Voest-Aktien bei Kursen von knapp unter 30 €. Dabei ist es hilfreich zu wissen, dass die Engagements o.ö. Bankengruppen in Voest-Aktien durchaus nicht unbescheidene Ausmaße angenommen haben. Mit diesem Wissen kann man diese oder jene Aussagen in einem etwas anderen Licht betrachten bzw. relativieren sich diese. Die aktuellen Beteiligungsverhältnisse kann man jedenfalls im aktuellen Aktionärsbrief (pdf) der VOEST hier auf Seite 20 der Publikation einsehen. Wenn man weiß, dass Voest-Aktien zu Jahresbeginn noch um 50 € herum notierten, dann ist es verständlich, dass eine Voest-Aktie heuer weder Privat- noch Großanlegern viel Freude bereiten konnte und die aktuellen Kurse einfach nur "unangenehm" sind.
Auch die Schwarzmeerfabrik der Voest, deren Bezahlung zwar wohl kaum vor 2011 akut wäre, drückt schon jetzt auf die Stimmung der Anleger. Schließlich ist die ganze Voest derzeit nicht einmal 3 Mrd. € wert und die kolportierten Investitionssummen am Schwarzen Meer bewegen sich im Bereich von 5 - 8 Mrd. €. Das wird in der aktuellen Situation als irgendwie ungutes Verhältnis empfunden!
Bemerkenswert, dass unsere Schweizer Nachbarn noch positiv für unsere Voest gestimmt sind. Neues Kursziel von Credit Suisse seit gestern 50 € für die Voest. Das wären bloß 200 % Kursgewinn ab jetzigem Kursniveau, falls die Schweitzer Banker recht behalten würden. Gut, sie haben ja nicht gesagt, wann dieses Kursziel erreicht wird ;-))
Das CS-Kursziel von 50 € für die Voest wurden trotz begleitender Aussagen, wie dieser gemacht: „Jedes Element der Nachfrage am Stahlmarkt ist derzeit sehr schwach, die Kaufaktivititäen sind fast gänzlich zum Erliegen gekommen. Stahlhändler sind derzeit ebenso zurückhaltend wie Banken, Preisrisiko auf sich zu nehmen“, lautet die wenig erfreuliche Einschätzung der Credit Suisse-Analysten
zum Stahlmarkt."
Höchst interessant auch die heutige Meldung im boerse-express: "Die Finanzkrise macht der voestalpine nun doch zu schaffen: Um an billigeres Geld zur Refinanzierung der Böhler-Akquisition heranzukommen, wird sich die Voest nun beim Land Oberösterreich 300 Mio. Euro borgen ... "
FAZIT
Von allen Stahlaktienherstellern der Welt liegen besonders die Voest-Aktien extrem schwach im Markt, sodass man hier noch mit "gewissen Nachrichten" rechnen sollte. Wir wissen natürlich alle, dass es in Österreich weit und breit keinerlei In- oder Outsider gibt, sodass der Kurs wahrscheinlich einfach ohne jeden Grund ganz von sich alleine fällt ;-))
Jedenfalls sollte aus technischer Sicht eine eindeutige charttechnische Wendeformation auf Tages- oder Wochenbasis abgewartet werden, bevor man sich mit größeren Beträgen kurz- bis mittelfristig engagiert. Langfristige Anleger haben jedoch andere Prioritäten und könnten auch bereits jetzt schon angesichts einer immens hohen Dividendenrendite von deutlich über 10 % p.a. erste Käufe gemeinsam mit ihrem Finanzberater zumindest andiskutieren.
(Klicken Vergrößern)
Solange sich die Voest-Aktie im kleineren beschleunigten Abwärtstrend aufhält, ist die Gefahr eines extremen weiteren Kursverfalls in Richtung 10 € gegeben. Erst bei Kursanstiegen über 20 € auf Tagesbasis würde sich kurzfristig eine Erholung bis 25 € - also bis zur oberen Begrenzung des mittelfristigen Abwärtstrends - ausgehen.
Mögliche Interessenskonflikte
Wir möchte aus rechtlichen Gründen darauf hinweisen, dass die Autoren dieses Artikels möglicherweise Aktien bzw. andere Wertpapiere der jeweils angesprochenen Unternehmen halten bzw. halten können und somit ein Interessenskonflikt bestehen könnte.
Haftungsausschluss & Risikohinweis
Alle Texte der Rubriken Wirtschaft & Börse, Wirtschaftsecke, Joe's Wirtschaftsecke, Joe's Börsenecke und Joe's Chartecke auf den Informationsseiten von http://www.ReSI.at und entsprechenden Unterseiten sind urheberrechtlich geschützt ! Jede über den privaten Rahmen hinausgehende Nutzung bedarf unserer Zustimmung ! Alle Informationen dieser Rubriken stellen keinesfalls Aufforderungen zum Kauf, Verkauf oder Halten eines Wertpapiers oder einer sonstigen Anlageprodukets dar. Alle Informationen in dieser Rubrik dienen ausschließlich als Lehrbeispiele, wie man sich an den Börsen in bestimmten Situationen verhalten kann, aber nicht muss. Für alle Informationen bzw. Anlageideen auf unseren Seiten wird keinerlei Haftung übernommen. Auch für Empfehlungen von fremden Webseiten, welche über Links dieser Seite erreichbar sind, übernehmen wir keinerlei Haftung. Jeder Anleger trifft seine Anlageentscheidung immer völlig autonom und eigenverantwortlich. Wir empfehlen prinzipiell allen Besuchern von http://www.ReSI.at dringend, vor jeder Anlageentscheidung den jeweiligen Anlage- bzw. Bankberater zwecks Abklärung der persönlichen Risikopräferenz zu kontaktieren und auch selber möglichst viel persönliches Research zu betreiben. Generell sollte sich jeder Börsenteilnehmer bewusst sein, dass einzelne Engagements an den Finanzmärkten auch mit einem Totalverlust enden können. Alle Informationen sollten lediglich als Marketinginformationen betrachtet werden und stellen keine Analysen, etc. dar.
Quelle: Joe's Chartecke, erschienen am 8.10.2008
Der Artikel wurde 2708 mal gelesen
|