"Man wagt uns zu sagen, der Staat könne die Kosten dieser sozialen Errungenschaften nicht mehr tragen. Aber wie kann heute das Geld dafür fehlen, da doch der Wohlstand so viel größer ist als zur Zeit der Befreiung, als Europa in Trümmern lag? Doch nur deshalb, weil die Macht des Geldes (...) niemals so groß, so anmaßend, so egistisch war wie heute, mit Lobbyisten bis in die höchsten Ränge des Staates. In vielen Schaltstellen der wieder privatisierten Geldinstitute sitzen Bonibanker und Gewinnmaximierer, die sich keinen Deut ums Gemeinwohl scheren. Noch nie war der Abstand zwischen den Ärmsten und den Reichsten so groß. Noch nie war der Tanz um das goldene Kalb - Geld, Konkurrenz - so entfesselt."
aus: "Empört Euch" von Stéphane Hessel, ISBN 978-3-550-08883-4, € 4,20 (A)
Der 93jährige französische KZ Häftling, Widerstandskämpfer und Diplomat ist einer der Mitautoren der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen. Sein Essay "Empört Euch" ist im Oktober 2010 erschienen und derzeit eines der meist verkauften Bücher. Die Aufstände in der arabischen Welt, so wie die erfolgreichen Revolutionen der Bürger in Tunesien und Ägypten, führen viele Beobachter auf diesen Text von Stéphane Hessel zurück.
Das Essay des großen alten Mannes richtet sich nicht nur gegen die Ungerechtigkeiten der Gesellschaft und gegen die Diktatur des Finanzkapitalismus, sondern auch gegen die Unterdrückung von Minderheiten und gegen die Umweltzerstörung auf unserem Planeten.
Es gibt wohl kaum einen Text der so aktuell ist. Ob Atomkraft oder das "Lobbying" von Herrn Strasser - ich kann nur sagen: "Empört Euch!", ganz mit Stéphane Hessel.