Ich geb's ja zu: es ist zu verlockend, jetzt ein paar Zahlen und Fakten auf den Tisch zu legen. Etwa jene, dass das Erbe Jörg Haiders dem österreichischen Staat weit mehr kostet, als die Beteiligung am Europäischen Rettungsschirm ESF. Sogar die Haftung Österreichs im ESF liegt mit 18 Mrd. Euro unter jener, die das Bundesland Kärnten für das inzwischen notverstaatlichte Milliardengrab Hypo Alpe Adria übernommen hat. Der politische Kollateralschaden ist dabei „part of the game“.
Nur hämisch auf Kärnten zu zeigen, ist aber zu einfach. Der Aufstieg und Fall Jörg Haiders und seiner Apostel reicht viel weiter als die alte Volksweisheit, dass Hochmut vor dem Fall kommt. Die wirkliche Lehre daraus ist wieder einmal die Erkenntnis, dass Politik in der Regel viel komplizierter und mühsamer ist, als wir uns alle so sehr wünschen.
Die Geschichte zeigt uns, dass vermeintlich einfache Lösungen fast immer in Katatstropen münden. Immer wieder treten neue Heilsbringer auf den Plan, die uns erklären wie alles einfacher und schneller geht. Und immer wieder finden sie genug Begleiter auf ihrem Weg in den Abgrund. Mit etwas Glück machen sich die neuen Wunderwuzzis gleich zu Beginn lächerlich, wie etwa zuletzt Frank Stronach in der ZIB 2. Wenn aber die Zeit reif ist und die Wirtschaft schlecht genug läuft, dann freuen wir uns alle über den nächsten, der die nötige Überzeugungskraft und das zughörige Charisma mitbringt. Dann werden wir alle gebannt seinen Ideen lauschen und seufzen: Endlich einer der weiß wie's geht!
Traurig, aber wahr: davor ist keiner gefeit, denn Irren ist menschlich. Schadenfreude übrigens auch.
(Diesen Artikel hat Dr. Andreas Unterberger (von 1995-2004 Chefredakteur der Presse, dann bis 2009 Chefredakteur der Wiener Zeitung) als Gastbeitrag in seinen Blog übernommen.)