Letztes Jahr hat die Stadt Linz ihre Parkgebühren verdoppelt. Die angefangene halbe Stunde kostet seither € 1,00 statt wie bisher € 0,50. Tja, so ist das halt: Infrastruktur kostet, und wir alle müssen dafür bezahlen: mit der KFZ Steuer, dem Autobahn-Pickerl, Mautgebühren, oder eben der Parkgebühr.
Sobald es aber ins Internet geht, soll auf einmal alles gratis sein. Ohne eine Sekunde darüber nachzudenken gehen wir davon aus, dass Unternehmen wie Google oder Facebook gigantische Serverfarmen betreiben, um uns gratis damit zu beglücken.
In meiner langen Zeit in der Internet-Branche haben mich auch gestandene Unternehmer immer wieder gefragt, wie ihre Webseite besser auf Google zu finden sei. „Wenn Sie dafür bezahlen“, war meine Standardantwort, die fast immer mit ungläubigem Staunen quittiert wurde. Und wenn schon nicht mit Geld, dann mit einer anderen Währung, wie auch Philipp Rösler, deutscher Vizekanzler, Wirtschaftsminister und FDP-Chef im aktuellen profil feststellt: „es gibt viele Dienste im Internet, welche die Menschen nutzen, ohne dafür zu bezahlen. Aber nichts in der Welt bekommen Sie umsonst. In diesem Fall zahlen Sie oft mit Ihren Daten.“ Diese Währung kann hinterhältig sein, wie wir schon vor Jahren in unseren netpark Seminaren zu erklären versuchten: wer heute das ach so lustige Foto von der letzten Sauferei ins Facebook stellt, bekommt es vielleicht in 10 Jahren bei einem Bewerbungsgespräch wieder präsentiert.
Mindestens genauso überraschend erscheint mir die Aufregung um den „Geheimnisverrat“ von Edward Snowden. Zur Erinnerung: das Übertragungsprotokol TCP/IP, mit dem das Internet funktioniert, wurde im Auftrag des US Militärs entwickelt. Und heute regen wir uns auf, wenn Geheimdienste unsere Daten anzapfen? Vor so viel Naivität kann ich nur den Hut ziehen.
Völlig absurd wird es beim Verwenden von E-Mail Diensten wie Google Mail (GMX) und Web.de, oder gar von „gratis“ Speicherplätzen im Netz. Es gibt Dinge, die lassen sich mit Geld nur schwer kaufen. Dazu zählen auch unser Wissen und eben all die kleinen und großen privaten Geheimnisse. Und wenn schon Google oder Facebook nichts damit anfangen, dann vielleicht Meinungsforschungsinstitute oder Geheimdienste. Irgendwer wird schon Ihre Daten verwenden, und sich nicht einmal dafür bedanken.
P.S.: Danke an den „Verein Freunde der Tagespolitik" für die satirische Grafik!