Damals waren wir uns einig: Die Idee des World Wide Web konnte nicht funktionieren. Online im Intenet Surfen, für 4,- Schilling Telefonkosten pro Minute, wer sollte sich das leisten? Wer sollte übers Internet online E-Mails lesen und schreiben, während wir im Fidonet die Mails in Sekundenbruchteilen durch's Telefon jagten, um sie dann offline zu bearbeiten? Wer sollte diesen technischen Rückschritt mitmachen?
Tatsächlich war auch die Telefontechnik zu dieser Zeit noch lange nicht so weit. Das österreichische Telefonnetz wurde erst digitalisiert, und für 100 Telefonanschlüsse standen bestenfalls 6 Fernleitungen zur Verfügung.
Bei den ersten Überlegungen zum regionalen Informationssystem dachte daher kaum jemand ans Internet. Wir wollten die Region über den PC vernetzen, aber auf welchem Weg?
Im Frühjahr 1996 rief Dr. Klaus Zerbs, Leiter der wirtschaftspolitischen Abteilung der OÖ Wirtschaftskammer, eine Arbeitsgruppe zum Thema "Regionales Informationssystem Mühlviertel" zusammen. All die endlosen Diskussionen brachten uns kein Stück näher zur Lösung des Kernproblems: Was helfen all die Segnungen der modernen Telekommunikation, wenn die Kosten zu hoch sind? Trotzdem entschieden wir uns schließlich doch für eine Internet Lösung, allerdings: das regionale Informationssystem musste ein vollwertiger Internetknoten werden, mit eigener Telefoneinwahl zum Ortstarif. Ich erklärte mich bereit, ein Testsystem aufzubauen.
Ganze zwei Webseiten waren zu bewundern, als der Internetserver im August 1996 in Testbetrieb ging. Annik Hoffmann hatte den Namen gefunden: ReSI, als Abkürzung für ein sperriges "RegionaleS Informationssystem". Am 2. September 1996 hab ich dann auch meinen Linux Terminalserver, ein PC mit einem Cyrix 486DLC Prozessor ("aufgebohrter" 386er) und 8MB RAM, mit dem Internet verbunden. Als Datenweg diente eine DoD Verbindung (dial on demand, also bidirektionaler Verbindungsaufbau bei Bedarf) nach Passau.
Eine eigene Standleitung erhielt das ReSI erst 1997. Doch zuerst galt es, das System zum Leben zu erwecken...