Immer mehr Meerwasser
Der weltweite Meeresspiegel steigt der Analyse zufolge nicht einfach um drei Millimeter pro Jahr, sondern immer schneller. Um 0,08 Millimeter wächst der Anstieg demnach jährlich. "Diese Beschleunigung, angetrieben vor allem von Schmelze in Grönland und Antarktika, könnte den Gesamtanstieg des Meeresspiegels bis 2100 gegenüber Vorhersagen mit konstanter Rate verdoppeln - auf über 60 Zentimeter statt 30 Zentimeter", sagt CIRES-Studienleiter Steve Nerem, auch Professor für Luft- und Raumfahrttechnik an der University of Colorado in Boulder.
"Das ist ziemlich sicher eine konservative Schätzung", warnt zudem Nerem. Denn die neue Prognose nimmt an, dass die Zuwachsrate des Anstiegs konstant so stark bleibt wie in den vergangenen 25 Jahren. "Angesichts der großen Veränderungen, die wir bei Eisdecken heute beobachten, ist das unwahrscheinlich", betont der Forscher. Es steht also zu befürchten, dass der Meeresspiegel bis 2100 noch stärker steigt, also um die in der aktuellen Arbeit vorhergesagten 65 Zentimeter.
Genauere Modelle nötig
Die in "Proceedings of the National Academy of Sciences" veröffentlichte Studie nutzt Satellitenmessungen seit 1992, um die Entwicklung des Anstiegs des Meeresspiegels abzuschätzen. Die Forscher setzen dabei auch auf Klimamodelle, um zeitweilige Effekte wie eine Abnahme nach größeren Vulkanausbrüchen oder Fluktuationen aufgrund von Phänomenen wie El Niño herauszurechnen und so den von globaler Erwärmung getriebenen Anstieg sichtbar zu machen.
Dieser Anstieg resultiert nicht nur daraus, dass die Schmelze globaler Eisdecken mehr Wasser in die Weltmeere gelangt. Ebenso wichtig ist auch, dass wärmeres Wasser mehr Volumen hat. Diese thermische Expansion ist Nerem zufolge für etwa die Hälfte jenes Anstiegs der Meeresspiegel von sieben Zentimetern verantwortlich, der innerhalb der vergangenen 25 Jahre zu beobachten war.
Zum Paper "Climate-change-driven accelerated sea-level rise detected in the altimeter era":
http://www.pnas.org/content/early/2018/02/06/1717312115