Cambridge/Massachusetts - Wissenschaftler des
Massachusetts Institute of Technology (MIT) http://web.mit.edu und der Bell
Labs http://bell-labs.com haben einen elektronischen Schaltkreis entwickelt,
der die Funktion der menschlichen Großhirnrinde imitiert. "Genau wie bei
Computerchips werden auch in neuralen Netzen zahlreiche Befehle in Schleifen
verarbeitet", sagte Sebastian Seung, Assistenzprofessor für
computergestützte Neurowissenschaften.
Neurologen hätten herausgefunden, dass die Befehlschleifen im Gehirn anders
arbeiten als es die Schaltkreis-Designer von heute kennen. Die Forscher
haben nun versucht, diese neuartige Verarbeitungsmethode mit einer
unkonventionellen elektronischen Schaltung zu simulieren. In Zukunft könnten
Computer mithilfe dieser Technologie Wahrnehmungsaufgaben übernehmen und
beispielsweise Objekte optisch erkennen.
Die Schaltung ist so angelegt, dass synthetische Nervenzellen mit
künstlichen Synapsen (Verbindungen zwischen Zellen zur Reizübertragung)
Nachrichten austauschen können. Genau wie bei den Nervenzellen der
Großhirnrinde stehen auch die künstlichen Neuronen in Interaktion. Auch bei
dieser Schaltung gibt es ein Unterdrücker-Neuron, welches verhindert, dass
das Gehirn durch Reizüberflutung lahmgelegt wird, so die Bell Labs. Das sei
genau wie bei einer echten Nervenzelle, die, wenn sie zwei verschiedenen
Einflüssen ausgesetzt wird, nur einem Reiz nachgibt und einen Reiz
unterdrückt. Dabei entscheidet nicht ein einzelner Transistor darüber,
welchem Reiz nachgegeben wird, sondern das Kollektiv aller künstlichen
Neuronen, ganz nach dem Vorbild der Realität. Offensichtlich werden im
Gehirn analoge und digitale Datenverarbeitung gemeinsam praktiziert,
vermuten die Wissenschaftler.
Die ersten Anwendungsgebiete der neuen Erkenntnisse könnten sowohl bei der
sensorischen Datenverarbeitung, wo analoge Informationen umgesetzt werden
müssen als auch in Hilfsgeräten für taube oder blinde Personen finden. In
diesem Bereich sei es unerlässlich, die biologischen Vorgänge im Gehirn
simulieren zu können. (zdnet)