New York - Der Internet-Riese America Online (AOL)
steht unter dem Verdacht, Downloads von Millionen Anwendern weltweit
auszuspionieren und damit die Privatsphäre zu verletzen. Grund für den
Vorwurf ist die Funktion "SmartDownload" im Netscape-Browser ab der Version
4.7, die sämtliche Downloads ohne Wissen der User aufzeichnet und an einen
AOL-Server weiterleitet.
Wie das Online-Magazin tecChannel in einem Test nachweisen konnte, werden
unter anderem der Dateiname und die E-Mail-Adresse des Benutzers übertragen,
SmartDownload startet automatisch jedes Mal, wenn der Benutzer eine Datei
aus dem Web herunterlädt. Dabei öffnet sich ein neues Fenster, in dem der
Download stattfindet. Zusätzlich wird noch eine Anzeige eingeblendet.
http://www.tecchannel.de/news/20000710/thema20000710-1938.html
Die eigentliche Funktion von SmartDownload ist es, dass Dateien auch nach
einem Abbruch der Verbindung nicht komplett neu übertragen werden müssen.
Die Routine setzt den Download an der letzten gültig übertragenen Stelle
fort. Im tecChannel-Test wurde ein "SmartDownload" mit dem Analysetool
"Sniffer" von Network Associates überwacht. Sniffer kann die einzelnen
Datenpakete einer Internetverbindung auf der lokalen Festplatte ablegen und
so genau protokollieren, welche Daten übertragen werden. Kurz nachdem der
Download startet, schickt SmartDownload ein Paket an den Server
"cgi.netscape.com". Darin sind der Server, von dem die Datei geladen wird,
und der Dateiname enthalten. Die IP-Adresse des Benutzers wird ebenfalls
übertragen.
Wenn der Anwender sich bei der Netscape-Seite "Netcenter" angemeldet hat,
wird zusätzlich auch seine E-Mail-Adresse übertragen. Mit den
"geschnüffelten" Daten lassen sich einzelne Downloads einem Benutzer in der
Regel eindeutig zuordnen. In den USA hat am Freitag der Website-Betreiber
Chris Specht aus New Jersey eine Sammelklage wegen "SmartDownload"
eingereicht. Specht möchte vor Gericht all jene vertreten, die sich durch
den Download-Effekt in ihrer Privatspäre verletzt fühlen. (tecchannel)