Santa Clara/Kalifornien - Der Prozessorenhersteller
Intel hat die Auslieferung seines neuen 64-Bit-Prozessors Itanium um drei
Monate verschoben. Erste Umsätze durch Itanium-Chips erwartet Intel nun erst
im vierten Quartal 2000 und nicht, wie noch im Jänner verkündet, bereits im
dritten Quartal. Die Einnahmen sollen dabei nicht aus dem normalen Verkauf
der Prozessoren kommen, sondern "aus Systemen, die von Endkunden in
Pilotinstallationen benutzt" würden, wie Intel schreibt.
http://www.intel.com/pressroom/archive/releases/cn071800.htm
Der Prozessortyp Itanium, vorher unter dem Codenamen Merced entwickelt, ist
Intels erster so genannter IA64-Prozessor. Mit Intel Architecture 64
bezeichnet Intel in Anlehnung an die 32-bittige x86-Prozessorfamilie die
Technik der neuen 64-Bit-Prozessoren auf Basis der x86-Architektur. IA64
stellt eine Alternative zu anderen 64-Bit-CPUs von Compaq/Alpha oder
Hewlett-Packard (HP) dar. Bereits seit Ende 1999 liefert Intel
Itanium-Prototypen an Hard- und Softwareentwickler aus. So waren auf der
CeBIT einige Server auf IA64-Basis zu sehen. Doch nach mehreren
Verzögerungen der IA64-Einführung kündete sogar der
Itanium-Entwicklungspartner HP an, erst dessen Nachfolger McKinley in
eigenen Systemen einsetzen zu wollen und nicht schon das erste
IA64-Silizium.
Der kommende 64-Bit-Chip startet wahrscheinlich mit einer Taktrate von 800
MHz. Unter anderem kann Itanium bis zu sechs Aufträge parallel bearbeiten.
Intel kündigte an, dass der Chip drei Memory-Ebenen haben wird: zwei
integrierte und eine weitere externe Ebene mit vier Mbyte Kapazität, die
einzig und allein der Fehlerkorrektur diene. Ein High-Speed-Bus soll dafür
sorgen, dass dieser externe "Level-3-Cache" mit der vollen Geschwindigkeit
des Prozessors arbeiten kann.
Die neuerlicher Verzögerung begründen Intel-Sprecher nach Berichten in
US-Medien damit, das Itanium nur wirklich "kugelsicher" ausgeliefert werden
soll. Dazu seien neue Tests nötig, bei dem nur unwesentliche Details
verbessert werden. Beobachter schätzen, dass Itanium-Systeme frühestens im
ersten Halbjahr 2001 und somit nur wenige Monate vor der offiziellen
Markteinführung des Nachfolgers McKinley verkauft werden. Dies wiederum gibt
Vermutungen recht, dass es sich bei Itanium eher um einen Versuchsballon als
um ein ausgereiftes Produkt handle. (heise/zdnet)