Bremerhaven - Der Bremerhavener Informatikprofessor
Edgar Einemann http://www.einemann.net hat mit seinen Mitarbeitern für das
Magazin Focus den Stand der WAP-Nutzungsmöglichkeiten untersucht und
zahlreiche WAP-Seiten getestet. Seine Momentaufnahme könnte am besten mit
"WAP ist ein Flop" zusammengefasst werden. Die inhaltliche Qualität der
WAP-Seiten wurde unter mehreren Gesichtspunkten analysiert. Im Zentrum stand
die Frage nach dem Informationsgehalt in Breite und Tiefe.
Der zweite Punkt war die Frage nach der Interaktivität: Ist die Durchführung
einer Aktion (z. B. Buchung) möglich oder kann diese zumindest
beispielsweise via E-Mail oder Anruf vorbereitet werden. "Die Praxis zeigt,
dass die automatisierte Auslösung eines Anrufs die wirkliche Link-Funktion
von WAP ist, die dem Handy als Kommunikationsinstrument angemessen ist", so
Einemann. Differenzierte Angaben seien häufig mit viel unbequemem
Eingabe-Aufwand verbunden. "So wird man Zimmer-Kategorien oder
Reservierungszeiten in Restaurants letztlich doch in zwischenmenschlicher
Telefon-Kommunikation aushandeln und nicht per mehrfachem Notenwechsel über
E-Mail organisieren." Wichtig waren für Einemann auch Fragen der Navigation
und des Informationsgehaltes: Gibt es Probleme beim Erreichen der Seite, ist
ein Rücksprung innerhalb der Seite möglich, läuft die Arbeit ohne ein
Festfahren oder Abstürze? Gibt es eine Datumsangabe und eine Urheber-Angabe?
Alle Einstufungen wurden in ein Punkte-System umgerechnet. Das Ergebnis des
Testes: Weder Städte und Gemeinden noch Unternehmen und Privatpersonen haben
in nennenswertem Umfang ein WAP-Angebot aufgebaut. "Das Ergebnis meiner
Untersuchung bezieht sich ausschließlich auf den momentanen Stand dieser
Technologie und Anwendung. Die Grundidee, das mobile Individuum in das
weltweite Netz einzubeziehen, hat Charme und Zukunft", so Einemann zu seiner
jüngsten Untersuchung. Er halte es aber für eher unwahrscheinlich, dass die
heutigen Endgeräte, Übertragungstechnologien und eben auch WAP dabei eine
Schlüsselrolle spielen. "Wahrscheinlich wird sich der mobile Internet-Nutzer
in fünf Jahren gar nicht an das WAP des Jahres 2000 erinnern", so Einemanns
Prognose.