London - Die europäische Wirtschaft will die
Offenlegung des Quellcodes von Microsoft Windows. Das behauptet eine am
Mittwoch veröffentlichte europaweite Umfrage der Marktforschungs- und
Beratungsgesellschaft Giga Information Group (London, Paris, München)
http://www.gigaweb.com . 49 Prozent der befragten Unternehmen verlangen, die
Gates-Company zur Herausgabe des Betriebssystem-Codes zu zwingen. Nur 24
Prozent wollen hingegen die Zerschlagung des weltweit größten
Softwareherstellers.
Elf Prozent meinen, dass man Microsoft schlichtweg in Ruhe lassen sollte.
Sieben Prozent befürworten die Einführung einer Regulierungsbehörde, die
Microsoft kontrolliert. Fünf Prozent verlangen eine finanzielle Bestrafung
des Quasi-Monopolisten, halten aber weitere Maßnahmen für übertrieben. Damit
vertreten die europäischen Manager in weiten Teilen eine deutlich andere
Meinung als ihre Kollegen aus den Führungsetagen der USA, hat die Giga
Information Group in einer vergleichenden Umfrage festgestellt. Im
Heimatland von Microsoft fordert die klare Mehrheit - 43 Prozent - den
Softwareriesen in Ruhe zu lassen. Immerhin die Hälfte davon will die
Gates-Company wenigstens finanziell bestraft sehen. 28 Prozent plädieren für
die Aufspaltung, nur 20 Prozent sind am Quellcode von Windows interessiert.
Sechs Prozent glauben, dass der Einsatz einer Regulierungsbehörde helfen
würde.
Auf die Frage "Was wäre für Sie der schlimmste Ausgang des
Microsoft-Verfahrens" antworteten 50 Prozent der europäischen Manager "Wenn
alles beim alten bliebe". 20 Prozent der Führungskräfte vom Alten Kontinent
halten den Einsatz einer Regulierungsbehörde für das schlimmste Resultat, 16
Prozent die Zerschlagung des Gates-Imperiums. Für die US-Kollegen ist
hingegen die Regulierungslösung (24 Prozent) bzw. die Aufspaltung (23
Prozent) offenbar eine Horrorvorstellung. 20 Prozent der Amerikaner halten,
wie die Europäer, eine unveränderte Situation für den schlechtesten
Verfahrensausgang.
Dass die US-Unternehmen ihren heimischen Softwareriesen mehr zu schätzen
wissen als die europäischen Firmen, zeigen auch andere Ergebnisse der
Giga-Untersuchung. Auf die Frage "Mit welchem Unternehmen würden Sie gerne
sofort alle Geschäftsverbindungen abbrechen, wenn das leicht möglich wäre"
nannten 46 Prozent der Europäer Microsoft. In den USA gaben nur 27 Prozent
der Manager auf die gleiche Frage die Gates-Company an. Auf beiden
Kontinenten ist Microsoft das am meisten gehasste Unternehmen der
Informationstechnologie. An zweiter Stelle auf dieser wenig rühmlichen Skala
steht in Europa übrigens IBM mit 13 Prozent und in den USA Oracle mit 17
Prozent.