Wien - Es ist aus dem Alltag kaum mehr
wegzudenken, doch es hat schon zehn Jahre auf dem Buckel. Das Internet
feiert in Österreich seinen zehnten Geburtstag. Im August 1990 wurde ein
Rechner des EDV-Zentrums der Universität Wien als erster österreichischer
Knoten mit einer permanenten Leitung an das weltweite Internet
angeschlossen. Als Router diente eine "seltsame, umgebaute Spezialhardware"
bestehend aus IBM 6150 (erste Unix-Workstation der IBM) und eine Erstversion
der TCP/IP-Software.
"Die enorme Bedeutung dieser neugeschaffenen Kommunikationsmöglichkeiten für
die österreichische Wissenschaft kann nicht hoch genug eingeschätzt werden",
ließ ein schnell verfasster Bericht des EDV-Zentrums die Tragweite des
Ereignisses nur teilweise erahnen. Welche Bedeutung das Internet auch
außerhalb der Wissenschaft erlangen sollte, konnten wir uns damals freilich
noch nicht vorstellen", erzählt Peter Rastl (Foto), als Direktor des
Zentralen Informationsdienstes der Universität Wien
http://www.univie.ac.at/ZID einer der "Geburtshelfer" des Internet in
Österreich. Rastl hat in einem wissenschaftlichen Aufsatz, der auch online
verfügbar ist, die Geschichte des rotweißroten Internet penibel
rekonstruiert. http://www.univie.ac.at/comment/00-2/002_2.htm
Das Internet war in Österreich zunächst eine rein wissenschaftliche
Angelegenheit. Im Rahmen des Wissenschaftsnetzes ACOnet wurde im Herbst 1990
auf der Basis eines X.25-Ringes mit einer Bandbreite von zunächst 9,6 kbit/s
eine herstellerunabhängige Datennetz-Verbindung zwischen den Universitäten
und Forschungseinrichtungen errichtet. Im März 1991 hingen bereits sieben
Forschungsstätten im Netz, insgesamt zählte die Statistik 1.077 Hosts in
Österreich und 480.000 weltweit. Im Septemer 1991 schlossen sich mehrere
europäische Netzwerke zum Ebone-Backbonenetz zusammen, 1993 stieß auch Wien
als Knotenpunkt dazu.
Als erster kommerzieller Anbieter durfte ab 1992 die Eunet GmbH (heute
KPNQwest) die ACOnet-Leitungen mitbenutzen. Mitte 1995 waren bereits sechs
Internet Service Provider mit Bandbreiten von 64 oder 128 kbit/s am
Ebone-Knoten in Wien angebunden. Mit dem 1996 gegründeten Vienna Internet
eXchange Center (VIX) http://www.vix.at im Wiener Neuen Institutsgebäude,
"das den Namen neu schon längst nicht mehr verdient" (Rastl), war ein
weiterer Meilenstein in der Geschichte des Internet gesetzt. Auf der Uni
Wien wurde ein eigenes LAN mit einem Ethernet-Switch installiert, an das ISP
mittels eines eigenen Routers ihr jeweiliges Netz anschließen konnten und es
auch heute noch tun.
Aktuell nehmen laut Rastl knapp 70 ISP am VIX teil, darunter auch
ausländische Anbieter wie die Deutsche Telekom, AboveNet oder
Cable&Wireless. Über das VIX wird ein Datenverkehr von 300 Mbit/s
abgewickelt. Die zunächst noch ebenfalls an der Uni Wien erfolgte
at.-Domain-Verwaltung wurde aufgrund des rasanten Wachstums ab Mitte 1998
von der NIC.at Internet-Verwaltungs- und Betriebs-GmbH übernommen. Lediglich
die technische Abwicklung erfolgt im EDV-Zentrum. Mittlerweile ist die
100.000er-Marke bei den at.-Domains längst überschritten und der Ansturm
ebbt noch lange nicht ab.