Wien - Das Internet: Multimedia, Bilder und
viel, sehr viel Text. Für Blinde sind gerade diese Webinhalte nicht
zugänglich. Eine Initiative will jetzt Nichtsehende das Surfen lehren.
Braille-Übersetzungsgeräte heißen die Helferlein, die es ermöglichen, Texte
simultan in die ertastbare Schrift umzuwandeln. Doch eine andere Entwicklung
scheint vielversprechender: Die Zukunft gehört den "sprechenden" Webseiten,
meinen Experten euphorisch.
Das Internet ist Sehbehinderten zugänglich, wenn gewisse Spielregeln
eingehalten werden. Mit finanzieller Unterstützung der EU haben Europas
Blindenverbände im Laufe des letzten Jahres ihre eigenen Homepages
vorbildlich gestaltet, sodass sie für Blinde zugänglich und doch für
Normalsichtige interessant sind. In einer gemeinsamen Pressekonferenz in
Brüssel warben sie dafür, dass das weltweite Netz für Blinde nutzbar wird.
Dazu müssen gewisse technische Kriterien beim Programmieren einer
Internet-Seite eingehalten werden. Microsoft hat auf Druck der US-Regierung
dafür einen eigenen Standard entwickelt, der bei den großen und bekannten
Programmen von Word bis zum Explorer eingehalten wird. Hält sich eine
Internet-Seite an diese Vorgaben und beschriftet Grafiken und Bilder, ist
die Information auch für Blinde zugänglich.
Eigene Lesegeräte können die Informationen in Blindenschrift umsetzen. Der
Sehbehinderte, der immer nur eine Zeile in Braille-Schrift erhält, muss
allerdings 140.000 bis 170.000 Schilling für die Ausrüstung aufbringen
können, sieht Eva Papst vom österreichischen Blindenverband
http://www.braille.at/ die Grenzen. Wer das Geld nicht hat, müsse sich damit
begnügen, sich die Seiten Zeile für Zeile elektronisch in Sprache umsetzen
zu lassen. Die Software dazu gibt es um 10.000 bis 25.000 Schilling. So kann
der Blinde über das Internet eine Zeitung tagesaktuell lesen, ohne auf Hilfe
angewiesen zu sein.
Die Entwicklung steht erst am Anfang. Die Firma Eurobraille
http://www.eurobraille.fr/ stellte ein Gerät vor, das auf Knopfdruck und
ohne Griff auf die klassische Tastatur nicht nur das Internet, sondern auch
Programme wie die Tabellenkalkulation Excel zugänglich machen soll. Die
Informationen vom Bildschirm werden zeilenweise in Blindenschrift übersetzt.
Im Gegenzug erscheint ein in Blindenschrift eingegebener Text in
Druckschrift auf dem Bildschirm. Das Gerät kostet nach Angaben von Laurent
Ricq von Eurobraille rund 100.000 Schilling.