Washington D.C. - In einer Vorentscheidung im
Kartellprozess gegen Microsoft http://www.microsoft.com hat das
Softwareunternehmen am Freitag eine Niederlage erlitten. Ein
US-Bundesrichter entschied in Washington, dass Microsoft in der Branche eine
Monopolstellung einnimmt und den Verbrauchern damit schadet. Das Urteil in
der Frage, ob Microsoft im Umgang mit Konkurrenten und Kunden gegen
Wettbewerbsgesetze verstoßen hat, wird bis Ende des Jahres erwartet. Das
Softwareunternehmen muss nun möglicherweise mit erheblichen Sanktionen
rechnen.
"Microsoft hat gezeigt, dass es seine ungeheure Marktmacht und immensen
Profite einsetzen wird, um jeder Firma zu schaden, die darauf besteht,
Initiativen voranzutreiben, die den Wettbewerb gegen eines der Stammprodukte
von Microsoft verstärken könnten", schrieb Richter Thomas Penfield Jackson
in seiner 207 Seiten umfassenden Begründung. Die Marktstellung des
Unternehmens sei so groß, dass es die Preise für das Betriebssystem Windows
habe bestimmen können. "Einige Neuerungen, die den Verbrauchern wirklich
nützen würden, kommen nur aus dem Grund nicht auf den Markt, weil sie nicht
im Interesse Microsofts liegen."
Microsoft bezeichnete die Entscheidung Jacksons als lediglich "ersten
Schritt in einem andauernden Prozess, wobei noch viele Schritte ausstehen".
Das Unternehmen sei zuversichtlich, dass das amerikanische Rechtssystem
letztlich die Position von Microsoft unterstütze und anerkenne, dass die
Haltung der Firma den Verbrauchern genützt habe. Firmenchef Gates erklärte,
Microsoft werde sich weiter darauf konzentrieren, gute Software-Produkte
herzustellen. Er äußerte zugleich seine Bereitschaft, zu einer Einigung zu
gelangen.
Justizministerin Janet Reno sprach in einer ersten Stellungnahme von einem
"großen Tag für die Verbraucher". Das über die Einhaltung des freien
Wettbewerbs wachende US-Justizministerium http://www.usdoj.gov/ wirft
Microsoft vor, die marktbeherrschende Stellung seines Betriebssystems
Windows in unlauterer Weise genutzt zu haben, um Konkurrenten zu verdrängen.
Die Klage wurde im Mai 1998 vom Justizministerium und 19 US-Staaten
eingereicht. Die Regierung wandte sieben Millionen Dollar dafür auf.
Im äußersten Fall könnte Richter Jackson eine Aufteilung des Konzerns
anordnen - nach dem Vorbild der Teilung des Telefongiganten AT&T im Jahr
1984 wird laut über mehrere "Baby-Microsofts" nachgedacht, die sich
unabhängig voneinander den Geschäften mit Windows, Office-Anwendungen oder
Multimedia-Techniken widmen könnten. Der Richter könnte Microsoft auch
verpflichten, Konkurrenten den Verkauf und die Verbesserung des
Betriebssystems Windows zu gestatten.
Die Microsoft-Anwälte haben zuletzt immer wieder auf die rasanten
Entwicklungen in der Branche hingewiesen. Veränderungen wie der Verkauf von
Computern mit vorinstalliertem Linux zeigten, dass der Markt funktioniere
und dass die Vorwürfe gegen Microsoft falsch seien. Der Wettbewerb ist nach
Ansicht von Microsoft so lebendig, dass ein Richterspruch völlig unnötig
ist. Es wird erwartet, dass sich Microsoft an das Oberste Gericht wendet.
Eine endgültige Entscheidung kann damit noch Jahre dauern. Eine
außergerichtliche Einigung gilt als unwahrscheinlich.