H I N T E R G R U N D / Bonn - Telekom-Chef Ron
Sommer hat in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung"
http://www.faz.de den Entscheid der Deutschen Regulierungsbehörde
kritisiert, wonach die Deutsche Telekom http://www.telekom.de bis längstens
Februar 2001 eine Internet-Flatrate für den Großhandel einführen muss. Im
Gegenzug formieren sich Interessensverbände und Internetprovider gegen den
Exmonopolisten. Der Streit, den die Regulierungsbehörde beenden wollte, geht
damit in eine neue Runde.
"Wenn die Telekom den Wettbewerbern eine Großhandels-Flatrate anbieten muss,
weil T-Online für die Endkunden eine Flatrate von 79 Mark hat, stellen wir
sie ein", erklärte Sommer gegenüber der FAZ. Er wies zudem erneut auf
Kapazitätsprobleme hin, die durch ausgedehnte Internetnutzung im normalen
Telefonsystem entstünden. "Damit wächst die Gefahr, dass es zu Blockaden im
Telefonnetz kommt", sagte der Telekom-Chef.
Die Regulierungsbehörde wies die Kritik Sommers entschieden zurück. Es gehe
in diesem Fall nicht um künftige, sondern um lange zurückliegende
Investitionen im Telefonnetz, die dem Unternehmen durch politische
Entscheidung bei der Postreform zugefallen seien, erklärte ein Sprecher. Die
alten Investitionen hätten Sommers Unternehmen "sehr dominant gemacht",
diese solle er nun "nach dem Willen des Gesetzgebers mit Wettbewerbern in
angemessenem Umfang teilen".
Zur Ankündigung Sommers, rechtliche Schritte gegen den Entscheid
einzuleiten, meint der Sprecher der Initiative "Internet ohne Taktung",
Philipp Sudholt: "Mit der Androhung rechtlicher Schritte gegen die für die
Verbraucher positive Entscheidung der RegTP hat sich Ron Sommer nicht nur
historisch auf die falsche Seite begeben, sondern stellen sich auch gegen
ihre eigenen 20 Millionen Kunden." http://www.ungetaktet.de/
Stefan Hackl, Geschäftsführer von NGI (Next Generation Internet), hat als
Reaktion auf die Flatrate-Entscheidung der Regulierungsbehörde an die
eigenen Versuche erinnert, eine Flatrate durchzusetzen: "Die
Regulierungsbehörde hat unsere Auffassung bestätigt, dass die Deutsche
Telekom mit höchst fragwürdigen wettbewerbsrechtlichen Methoden unser
Unternehmen Anfang Oktober zur vorübergehenden Aussetzung unserer Flatrate
gezwungen hat. Dadurch konnte T-Online aus dem Konzern der Deutschen Telekom
faktisch eine Monopolstellung auf dem Gebiet der Flatrate-Tarife erreichen."
http://www.ngi.de/index1.html Ab Februar will NGI erneut mit einem
Flatrate-Angebot starten.
In das gleiche Horn bläst Rex Stephenson, Geschäftsführer des Communication
Service Provider Nextra Deutschland: "Nextra begrüßt die heutige
Entscheidung der Regulierungsbehörde, endlich das verkrustete Tarifmodell
der Telekom für den Internet-Access zu beenden. Internet-Zugang per
Pauschaltarif, wie ihn Nextra seinen Business-Kunden schon seit Mitte dieses
Jahres anbietet, wird dem Internet-Standort Deutschland einen entscheidenden
Schub verleihen." http://www.nextra.de/
Uwe Heddendorp, Geschäftsführer AOL Deutschland, hofft auf baldige Läuterung
Ron Sommers: "Die Regulierungsbehörde hat nach eingehender Prüfung eine
Entscheidung getroffen, von der Millionen Internet-Nutzer in Deutschland
profitieren können. Sie wird Arbeitsplätze schaffen und der
Internet-Wirtschaft einen enormen Schub geben. Wenn sich die erste Aufregung
bei der Telekom gelegt hat, wird man auch dort erkennen, wie positiv diese
Entscheidung für die Konsumenten, die Verbreitung des Internets und
letztlich auch für die Deutsche Telekom selbst ist. Die Deutsche Telekom
sollte sich nun zusammen mit den Internet-Anbietern in Deutschland
konstruktiv daran beteiligen, die Vorgaben der Regulierungsbehörde
umzusetzen." http://www.aol.de/homepage/index.html
Bislang zahlen Online-Anbieter an die Telekom zeittaktabhängige
Leitungsgebühren. Nach der Entscheidung in Bonn muss die Deutsche Telekom
der Konkurrenz den Internet-Zugang per sogenannter Großhandelsflatrate
ermöglichen. Bei Flatrate-Tarifen kann der User für einen monatlichen
Festpreis so lange im Internet surfen kann, wie er will.