Wien - Millionen von Menschen sind durch
die weltweite Gletscherschmelze bedroht, berichtet der WWF
http://www.wwf.at heute, Donnerstag. Die Bilanz des Gletscherberichts ist
trist, denn aus allen Teilen der Welt melden Klima- und Gletscherforscher
atemberaubende Rekordverluste. Am härtesten betroffen sind Länder wie
Bolivien, Ecuador oder Peru, wo das Schmelzwasser der Gletscher in
Trockenzeiten die einzige Trinkwasserquelle darstellt. Aber auch im
Himalaya drohen katastrophale Hochwasserereignisse durch die
Gletscherschmelze Millionen von Menschen in die Flucht zu treiben. Die
Umweltschützer hoffen auf Richtungsänderungen beim globalen Klimaschutz
bei der UNO-Klimakonferenz in Mailand.
"Die Gletscher zeigen auf drastische Weise die Auswirkungen der
Erderwärmung durch den Klimawandel", erklärt Stefan Moidl, Klimaexperte
des WWF. Aber nicht nur in Übersee sind Menschen im Nahbereich von
Gletschern mit neuen Gefahren konfrontiert. Auch Österreich und der
Schweiz drohen durch die Gletscherschmelze Geröll- und Schlammlawinen,
Bergstürze und Gletscherhochwässer. Seit 1850 haben alpine Gletscher
bereits mehr als die Hälfte ihrer Eismasse verloren. Allein die
vergangenen zwei Jahrzehnte mit heißen Sommern und relativ wenig
Winterniederschlag haben einen Gletscherverlust in den Alpen von zehn bis
20 Prozent gebracht. "Die Pasterze, der Gletscher am Großglockner, ist im
vergangenen Jahr um 30 Meter kürzer geworden", berichtet Gerhard Lieb von
der Universität Graz, der ein langjähriger Beobachter der Pasterze ist.
Auch die Eisdicke hat im Durchschnitt über die gesamte Gletscherzunge um
6,5 Meter abgenommen. Umweltschützer und Ökologen fürchten, dass mit
dieser rapiden Schmelze die Alpengletscher auch als Lebensraum für eine
einzigartige Pflanzen- und Tierwelt verloren gehen. "Wenn es es in diesem
Tempo weitergeht, wird es bis zum Ende dieses Jahrhunderts praktisch
keine Gletscher in den Alpen mehr geben," erklärt Moidl.
Bei der neunten Konferenz der Vertragsparteien der Klimakonvention (COP
9) Anfang Dezember in Mailand sollen neue verbindliche Regelungen
getroffen werden, die den Schutz der Gletscher unterstreichen sollen.
"Formal dominieren zwar Detailfragen die Agenda, aber hinter den Kulissen
geht es darum, Russland mit ins Boot zu holen, damit das Kyoto-Protokoll
auch formal in Kraft treten und seine Wirkung entfalten kann", erklärt Moidl.