London - Der Heilpflanzenmarkt ist nicht nur
in den USA und in Europa zu einem Multimillionen Dollar Markt
angewachsen. Nach jüngsten Untersuchungen droht zahlreichen wertvollen
Pflanzen wegen zu intensiver Ernte das Ende. Nach Aussagen von
Wissenschaftler droht bis zu einem Fünftel aller Pflanzen ein solches
Ende, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist
http://www.newscientist.com in seiner jüngsten Online-Ausgabe.
Für einen Großteil der Erdbevölkerung sind pflanzliche Wirkstoffe die
einzigen Medikamente, die zur Verfügung stehen. In einigen Staaten sind
bis zu 80 Prozent der Einwohner auf diese Heilmittel angewiesen. Etwa
zwei Drittel der rund 50.000 Heilpflanzen werden in freier Wildbahn
geerntet, nur ein Bruchteil wird in Hausgärten oder am Feld gezogen. Nach
ersten Schätzungen von Experten sind zwischen 4.000 und 10.000 dieser
Pflanzen quasi vom Aussterben bedroht. Alan Hamilton, Pflanzenexperte der
Umweltorganisation WWF http://www.wwf.org , sieht das Problem des
Schwundes vor allem in der Marktexplosion in Europa und in den USA. Um
zehn Prozent jährlich ist der Bedarf an Heilpflanzen und Produkten in den
vergangenen zehn Jahren gestiegen. Der Weltmarkt wird auf jährlich etwa
16 Mrd. Euro geschätzt.
Dramatisch wird das Aussterben der Pflanzen dann werden, wenn Menschen in
armen Ländern wie Indien und China nicht mehr auf die nachwachsenden
traditionellen Heilpflanzen zurückgreifen können. Hamilton, der Mitglied
der World Conservation Union Specialist Group for Medical Plants ist,
warnt in der jüngsten Ausgabe des Fachmagazins Biodiversity and
Conservation vor den weitreichenden Folgen. Darüber hinaus hat der
Forscher eine Richtlinie über das nachhaltige Ernten von Heilpflanzern
verfasst, die kommende Woche von der Umweltorganisation Plantlife
http://www.plantlife.org.uk veröffentlicht wird.
Am schlimmsten betroffen sind nach Angaben des Forschers einige Pflanzen,
die in Ostasien heimisch sind und deren Wirkstoffe in der Ersten Welt bei
Hauterkrankungen oder in der Krebsmedizin Verwendung finden. Die
Umweltaktivisten werfen den Pharmaunternehmen vor, diese Pflanzen
vielfach und ohne Rücksicht auf Verluste zu ernten. "Das Problem der
Heilpflanzen ist seit vielen Jahren bekannt", so Martin Harper, Experte
bei Plantlife. Die meisten der europäischen Hersteller kümmern sich wenig
bis gar nicht um Nachhaltigkeit bei der Ernte der Heilmittel. Eines der
schlimmsten Beispiele ist die afrikanische Kirsche (Prunus africana),
deren Rinde in der Prostatabehandlung Verwendung findet. Rücksichtsloses
Ernten hat die Pflanze ausgerottet.
Plantlife fordert, dass die Pharmaindustrie mehr Geld dafür verwenden
soll, solche Heilpflanzen zu kultivieren und in eigenen Gärten anzubauen.
Kritisiert wird in diesem Zusammenhang auch die Unwissenheit der
Konsumenten. Auch hier sehen die Umweltschützer dringend erforderlichen
Nachholbedarf.