Bern/Lübeck - Nach jüngsten Untersuchungen von
Forschern der Universität Lübeck dient der Schlaf nicht nur zur Ruhe,
sondern auch dazu, frisch Gelerntes im Gedächtnis zu festigen. "Schläft
der Mensch, speichert sein Gehirn neue Informationen nicht nur, es
verarbeitet sie auch", so Jan Born. Diese und weitere Erkenntnisse über
den menschlichen Schlaf sind ein Hauptthema auf der 30. Jahrestagung der
Gesellschaft für Neuropädiatrie (GNP) http://www.neuropaediatrie.com ,
die ab 25. März 2004 in Bern stattfindet.
"Schlaf ist für die Gedächtnisbildung absolut notwendig", so Born, der in
Bern über das Thema "Lernen im Schlaf - psychologische und
neurophysiologische Mechanismen" berichten wird. Jedes Schlafstadium
scheine eine andere Art der Gedächtnisbildung zu beeinflussen, erklärt
der Experte. "Der so genannte Rapid-Eye-Movement (REM)-Schlaf, der durch
schnelle Augenbewegungen charakterisiert ist, unterstützt etwa das Lernen
bestimmter Bewegungen und Empfindungen", führt der Experte aus. Anders
ist es in den ersten Stunden des Nachtschlafes, dem tiefen "Deltaschlaf":
Darin lerne der Mensch vor allem, sich an Fakten und Episoden zu
erinnern.
"Die aktuellen Forschungsergebnisse zeigen, dass Schlaf Einsicht
fördert", bestätigt der Lübecker Neuroendokrinologe. Die Wissenschaftler
gehen davon aus, dass das Gehirn frisch Gelerntes im so genannten
Hippokampus speichert. Das Langzeitgedächtnis ist dagegen in einem
anderen Teil des Gehirns aufgehoben, dem Neocortex. Messungen der
Gehirnströme und biochemische Forschungsergebnisse belegen den regen
Austausch zwischen den beiden Bereichen: Die Information des Gelernten
wandert während des Deltaschlafs vom Hippocampus in den Neocortex. Dabei
wird sie neu geordnet. Born geht davon aus, dass diese Restrukturierung
von Informationen den Menschen ermöglicht, "Probleme im Schlaf zu lösen".