Edinburgh - In Schottland ist kürzlich nach sechsjähriger Vorbereitung und 11,4 Mio. Euro Investition das
erste Meereswellenkraftwerk der Welt ans Netz gehen. Die Ocean Power
Delivery Ltd http://www.oceanpd.com hat den Prototypen Pelamis,
griechisch für Seeschlange, zusammen mit den Kapitalgebern 3i, dem
norwegischen Ölkonzern Norsk Hydro und Sam (Sustainable Asset Management)
aus der Schweiz, entwickelt.
Das von Richard Yemm entwickelte Kraftwerk bewegt sich schlangenförmig in
50 bis 60 Metern Meerestiefe, 5 bis 10 Kilometer von der Küste entfernt,
da dort die Energieausbeute am größten ist. Scharniergelenke verbinden
die vier Segmente des 120 Meter langen Kraftwerks, das 750 Tonnen wiegt.
Hydraulische Motoren, die sich nahe der Scharniergelenke befinden, setzen
mechanische Energie in elektrische um. Durch den Wellengang, der zur
Stromgewinnung nicht unbedingt stark sein muss, werden Kolben in Gang
gesetzt, die Hydraulikflüssigkeit in einen Behälter pumpen. Diese
Flüssigkeit treibt Generatoren an, die Strom erzeugen, der über Kabel ans
Festland transportiert wird. Das Kraftwerk hält selbst einem
Jahrhundertsturm stand, so Yemm.
Die Leistung des Kraftwerks beträgt 750 Kilowatt, was dem Stromverbrauch
von 500 Haushalten entspricht. Vorteile gegenüber der Windenergie
bestehen vor allem darin, dass im Meereskraftwerk die Strommenge besser
kalkulierbar ist. Berechnungen des internationalen Weltenergierates in
London zu Folge ist Wellenkraft in der Lage, 15 Prozent des weltweiten
Strombedarfs zu decken. Besonders geeignet sind vor allem die Küsten
Großbritanniens, Spaniens, Portugals, Irlands und Norwegens. In
Schottland könnten bis zum Jahr 2020 rund 40 Prozent des Strombedarfs auf
diese Art hergestellt werden. Weitere derartige Projekte werden derzeit
in einem Fjord in Dänemark und im Bristol-Kanal durchgeführt. Als
problematisch stellt sich noch der Preis heraus, der im Moment bei bis zu
zehn Cent pro Kilowattstunde liegt- doppelt so hoch wie der Preis von
Windenergie. Innerhalb von zehn Jahren kann damit gerechnet werden, den
Preis auf vier Cent herabzusetzen und ihn so mit dem von Kohle und Gas
gleichzustellen.