Heidelberg - Das Deutsche Zentrum für
Musiktherapieforschung (Viktor Dulger Institut) DZM
http://www.dzm.fh-heidelberg.de erprobt eine neuartige
musiktherapeutische Behandlungsmethode bei chronischem Tinnitus. In
Zusammenarbeit mit der Neurologischen Klinik und der
Hals-Nasen-Ohren-Klinik der Universität Heidelberg sowie der
Musiktherapeutischen Ambulanz der Fachhochschule Heidelberg soll
untersucht werden, inwieweit eine ursachenbezogene Behandlung bei den
Betroffenen zu einer Verbesserung der Erkrankung führt. Prognosen zufolge
werden 35 bis 40 Prozent aller Erwachsenen einmal von einem
vorübergehenden oder andauernden Ohrengeräusch betroffen sein.
Die Pilotstudie setzt auf eine ursachenbezogene Behandlung des Tinnitus.
Kernstück des musiktherapeutischen Behandlungskonzepts ist die Einbettung
des Tinnitus in einen musikalisch steuerbaren Hörprozess. Dazu wird zu
Beginn der Therapie für jeden Patienten mit einem Synthesizer ein
individueller tinnitus-ähnlicher Klang erstellt. Dieser wird dann aktiv
und/oder rezeptiv musiktherapeutisch eingesetzt, beispielsweise als
Grundlage für freie Improvisationen oder als Teil von Entspannungsmusik,
berichtet das DZM. Die Patienten sollen dadurch in die Lage versetzt
werden, Kontrolle über ihren Tinnitus auszuüben und ihn bewusst steuern
zu können. Darüber hinaus sollen die wiederholten, gezielten
musikalischen Hörübungen die veränderten Gehirnregionen positiv
beeinflussen und zu einer "Normalisierung" führen. Ziel ist damit auch
eine Verbesserung hirnorganischer Veränderungen.
Die Ergebnisse aus den ersten Probetherapien zeigen ermutigende Erfolge.
Die Fertigstellung der Pilotstudie ist für die zweite Jahreshälfte 2004
geplant. Chronischer Tinnitus kann bei den Betroffenen zu
psychosomatischen Krankheitsbildern führen. Die ständige Wahrnehmung der
Ohrgeräusche beziehungsweise die Konzentration darauf kann
Stressreaktionen auslösen. Tinnitus gehört heute zu den häufigsten
Erkrankungen im HNO-Bereich. Fast ein Viertel der deutschen Bevölkerung
hat bereits einmal unter Tinnitus gelitten. Die Tendenz ist steigend.
Wenn die Ohrgeräusche kontinuierlich länger als drei Monate anhalten,
wird der Tinnitus als chronisch bezeichnet. Zurzeit leiden in Deutschland
2,7 Mio. Menschen unter solchen chronischen Ohrgeräuschen. Jährlich
steigt die Zahl um weitere 250.000.