Wien - Nach jüngsten Untersuchungen leiden fast
50 Prozent der Österreicher unter Allergien. Nach der so genannten
Hygiene-Hypothese ist die zunehmende Sauberkeit ein Mitgrund für das
immense Ansteigen der Allergien in den Industrienationen. Wissenschaftler
der Universität Marburg http://www.med.uni-marburg.de haben nun bewiesen,
dass die hohen Hygiene-Standards eine Ursache für Allergien sind,
berichtet die Gesundheitsplattform http://www.gesund.co.at .
Die Hygiene-Hypothese besagt, dass das menschliche Immunsystem wegen
übergroßer Hygiene unterfordert ist. Gewissermaßen aus Langeweile stürze
es sich deshalb auf harmlose Stoffe als Ersatzfeinde. Statistischen
Studien konnte man schon lange entnehmen, dass Kinder in allzu keimfreier
Umwelt besonders anfällig für Allergien sind. Für diese Hypothese
sprechen die so genannten Kuhstall-Studien. Bei Kindern, die auf dem
Bauernhof aufwachsen, ist das Risiko an Heuschnupfen oder Asthma zu
erkranken nur etwa halb so groß, berichten die Forscher. Grund dafür ist
ein "trainiertes Immunsystem".
Der Kontakt mit dem Bakterienbestandteil Endotoxin während der Kindheit
bewirkt möglicherweise, dass das Immunsystem Allergene besser toleriert,
so dass es seltener zu allergischen Reaktionen kommt. Landkinder sind
dieser Substanz häufiger ausgesetzt als Stadtkinder. Diese Ergebnisse hat
die internationale Allergy and Endotoxin Gruppe (ALEX) veröffentlicht.
Die Universitätskliniken in Marburg, Salzburg, Basel und München konnten
in einer gemeinsamen Studie an 3.500 Kindern anhand spezieller
Botenstoffe, den so genannten Zytokinen, nachgewiesen, dass das
Immunsystem der untersuchten Vier- bis Achtjährigen auf besondere Weise
trainiert war. Weil sie ständig mit Keimen konfrontiert werden, wird ihr
Immunsystem toleranter, es gewöhnt sich an harmlose Bakterien und
schaltet quasi ab. Rund 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen leiden
heute an Heuschnupfen, jeweils zehn Prozent an Neurodermitis und an
Asthma.
Eine österreichweit durchführte Studie ergab, dass rund 50 Prozent aller
Menschen an Allergien leidet. Als häufigste Allergieform, mit knapp 25
Prozent, wurde die Pflanzenallergie genannt. Mehr als 13 Prozent der
Befragten klagen über Tierallergien bzw. Hausstauballergien. Sehr stark
zunehmend sind auch Lebensmittelallergien. Zwischen 1950 und 1960 lagen
diese Zahlen noch um das Vier- bis Fünffache unter den derzeitigen
Werten. Die Forscher hatten ursprünglich angenommen, dass
Umweltverschmutzung der Grund für die Zunahme an Allergien war. Indizien
wiesen aber daraufhin, dass der Hygienewahn der tatsächliche Auslöser
ist. Besonders schlimm wirken hierbei die chemischen Keulen und
aggressiven Putzmittel auf Chlorbasis, die nach Ansicht der Experten
völlig überflüssig sind.