La Jolla/Kalifornien - Dass auch die Tiefen
der Ozeane wegen der Klimaänderung auf der Erdoberfläche zunehmend unter
Druck geraten, haben Wissenschaftler der Scripps Institution of
Oceanography in La Jolla/Kalifornien nun nachgewiesen. Demnach reagieren
die Lebewesen am Meeresgrund extrem empfindlich auf
Temperaturschwankungen, berichten die Wissenschaftler in der jüngsten
Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science http://www.sciencemag.org .
Bisher, haben Wissenschaftler angenommen, sei das Leben in Tiefen von
4.000 Metern und darunter von der Veränderung des Oberflächenklimas
verschont geblieben. Bodenproben und Messungen von organischem Material
in Tiefen von 4.100 Metern haben aber gezeigt, dass sich
Temperaturänderungen des El Nino auf den Rhythmus des Tiefseelebens
extrem auswirken. Das Team um Henry Ruhl hat festgestellt, dass sich die
gesamte Verteilung der Arten je nach Temperatur verändert. Die meisten
Tiere ernähren sich vom so genannten organischen Regen, das sind
abgestorbene organische Partikel, die zu Boden sinken.
Offensichtlich fiel den Forschern auf, dass gewisse Arten von Seegurken,
das sind jene Tiere, die die vorherrschenden Spezies am Meeresgrund sind,
mit den unterschiedlichen Temperaturen kamen und wieder verschwanden. In
Zeiten vor dem El Nino war Nahrung in diesen Tiefen relativ knapp und
gewisse Seegurken waren häufig anzutreffen. Während des El Nino fiel
wesentlich mehr organisches Material zu Boden und die Art verschwand fast
gänzlich. Umgekehrt fiel auf, dass weiße Seegurken, die vor dem El Nino
sehr selten anzutreffen waren, plötzlich häufig auftraten.
Die Arbeit zeige, dass auch die Tiefsee trotz der Berge von Wasser
darüber von Klimaänderungen nicht verschont bleibe und dass die
Veränderungen dort ebenso wirken wie in den flachen Gewässern und an der
Erdoberfläche, meint Ruhl. Kritik erntet Ruhl allerdings vom
Tiefseebiologen Ron Kaufmann von der Universität von San Diego, der die
Arbeit zwar als solide bezeichnet, allerdings kritisiert, dass es sich
eher um Korrelationen des Klimageschehens handle als um Beweise. "Die
Wahrheit ist, dass die tatsächliche Verknüpfung noch nicht vollständig
hergestellt werden konnte", meint Kaufmann, der einräumt, dass die
Tiefsee sehr wohl ein äußerst fragiles Ökosystem darstellt, es aber viel
zu wenig Daten darüber gebe. "Für die meisten Menschen gibt es dort unten
nur ein paar Steine, Würmer und Schmutz", so Kaufmann.