London - Einen sofortigen
Stopp der Tiefseefischerei fordern zahlreiche Umweltorganisationen: Die
Gründe dafür liegen in der Zerstörung des wertvollen Lebensraums Tiefsee
auf Jahrzehnte. Die verwendeten Reusen mit Gewichtern dran graben sich
wie Bulldozer in den Meeresboden und hinterlassen Wüsten, berichtet die
Deep Sea Conservation Coalition http://www.savethehighseas.org . Erst
kürzlich forderten mehr als 1.000 Forscher den Schutz der
Kaltwasserkorallen.
Durch die Jagd nach wertvollen Speisefischen am Grund der Ozeane wird
der Lebensraum tausender Organismen völlig zerstört. Darüber hinaus ist
die Zahl des Beifangs immens hoch. Dieser kann aber in Ermangelung der
Fangstrategie nicht verwertet werden, sondern wandert tot wieder ins
Meer zurück. Experten wie Alex Rogers von der British Antarctic Survey
BAS http://www.bas.ac.uk befürchten, dass diese Kaltwasserkorallen, die
extrem langsam wachsen, stark bedroht sind. "Manche dieser Riffe vor der
Küste Westeuropas sind bis zu 8.500 Jahre alt", erklärt Rogers. Wenn sie
einmal zerstört sind, dauert es hunderttausende Jahre bis sie
wiederhergestellt sind.
Nur wenige Länder betreiben Tiefseefischerei: Zu diesen gehören Spanien,
Russland und Neuseeland. Allerdings fischen Fangflotten anderer Staaten
in den Gewässern vor Portugal, Norwegen, Estland, Lettland, Litauen, den
Färöer Inseln und Island. Nach Angaben der Deep Sea Coalition waren elf
Staaten für 95 Prozent der Fänge verantwortlich. Das Tragische an der
Situation ist, dass die Jagd nach den Fischen genau dort stattfindet, wo
sich die Tiere gut verstecken können. Und dort wachsen auch jene
seltenen Korallen. Nach einer erst kürzlich durchgeführten Studie der
UNO sind die Kalt- und Tiefwasserkorallen global weit verbreitet. Nur
fürchten die Wissenschaftler könnten zahlreiche Korallen zerstört sein,
bevor die Forscher sie beschrieben haben. Allein im Norfolk Ridge nahe
der französischen Südseeinsel Neukaledonien wurden mehr als 1.200
Spezies entdeckt. Mehr als die Hälfte davon waren den Forschern bisher
unbekannt.