Zürich - Forscher der Eidgenössischen
Technischen Hochschule ETH http://www.ethz.ch in Zürich haben bewiesen,
dass das Klimaphänomen El Nino auch auf das Wetter und Klimageschehen in
Europa Auswirkungen hat. Bisher war dies neben der Tatsache, dass es
auch auf die Zirkulation der Stratosphäre wirkt, umstritten. El Nino
kann zu kalten Wintern in Europa und zu einer Zunahme der Dicke der
Ozonschicht über der Arktis führen, berichten die ETH-Forscher im
Wissenschaftsmagazin Nature http://www.nature.com.
Der Einfluss von El Nino hat unter anderem zu den außerordentlich kalten
Wintern von 1940 bis 1942 geführt. Der extreme Winter des Jahres 1941
hatte etwa die deutschen Truppen auf ihrem Vormarsch gegen Moskau
überrascht. Was danach folgte, war der kälteste Winter des 20.
Jahrhunderts in weiten Teilen Europas und der dritte außergewöhnlich
strenge Winter in Folge. Gleichzeitig registrierten Wissenschaftler eine
sehr dicke Ozonschicht über Europa. Vom Herbst 1939 bis Frühling 1942
herrschte im tropischen Pazifik ein starker El Nino. "Das gleichzeitige
Auftreten von starkem El Nino und mehreren kalten Wintern in Europa war
kein Zufall, sondern eine Klimafernkopplung", berichtet der
ETH-Klimatologe Stefan Brönnimann. Dies lasse sich im Modell
nachvollziehen.
Die Analyse der Klimaschwankung während der Kriegszeit war kein
einfaches Unterfangen, da die dreidimensionale Daten zur atmosphärischen
Zirkulation nur bis 1948 zurückreichten. Brönnimann gelang es
umfangreiche Datenbestände, vor allem Wetterballon- und
Flugzeugmessdaten aus Europa, der Sowjetunion und Nordamerika
zusammenzutragen.
Das Ergebnis zeigte, dass die Jahre 1940 bis 1942 in vielfacher Hinsicht
eine extreme Periode darstellten. Die kalten Winter in Europa waren
dabei nur ein Ausschnitt einer globalen Klimaschwankung. Andere Merkmale
waren warme Winter in Alaska und tiefe Temperaturen im Nordpazifik.
Ebenso starke Abweichungen wurden in der Stratosphäre verzeichnet: hohe
Temperaturen über der Arktis, ein schwacher Polarwirbel und eine Zunahme
der Ozonschicht über der Arktis und Europa. Alle diese Ereignisse können
durch eine Änderung der Wellenstruktur der Westwinde in den
Mittelbreiten erklärt werden. Während starken El Ninos ist das
Aleutentief über dem Nordpazifik besonders stark ausgeprägt. Dadurch
entsteht eine Wirkungskette, welche zu einem schwachen Islandtief über
dem Atlantik und einem schwachen Polarwirbel in der Stratosphäre führen
kann. Gleichzeitig verstärkt sich in der Stratosphäre der Transport
ozonreicher Luft aus den Tropen in Richtung Arktis.
Obwohl sich nicht jeder El Nino bis nach Europa auswirkt, können solche
Ereignisse nach Annahme der Klimaforscher jederzeit wiederkehren und
hätten auch heute fatale Folgen. "Wichtig ist dabei auch der Einfluss
auf die Ozonschicht", so Brönnimann. Bis jetzt sei nicht bekannt
gewesen, dass mehrjährige starke Schwankungen vorkommen.