Dundee - Korallen und Plankton werden durch die immer saurer werdenden Ozeane erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Ursache dafür ist der steigende CO2-Anteil, der den pH-Wert der Meere verändert. Britische Forscher haben einen Bericht in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature http://www.nature.com veröffentlicht, wonach dringende Treibhausgasreduktionen notwendig sind. Pikantes Detail am Rande: Die Verringerung muss größer sein als dies im Kyoto-Protokoll vorgesehen ist.
Ohne sofortigen Rückgang der Emissionen sieht es nach Angaben der Wissenschaftler um John Raven von der University of Dundee schlecht aus. Der Säuregehalt der Meere könnte bis zum Ende des Jahrhunderts um 0,5 pH-Einheiten - von 8,2 auf 7,7 - ansteigen. Der konstante pH-Wert, das Maß für die Stärke einer sauren bzw. basischen Wirkung einer Lösung, ist für die weitere Existenz der Lebewesen im Meer absolut notwendig.
"Es gibt keine Möglichkeit für uns das CO2 aus dem Ozean zu holen", so Raven. "Solange es in die Atmosphäre geblasen wird, endet es im Meer." CO2 löst sich im Meerwasser zu einer schwachen Kohlensäure, die Materialien wie Schnecken, Muscheln und Korallen angreift und auflöst. Seit der industriellen Revolution hat die Menschheit geschätzte 450 Mrd. Tonnen CO2 in die Atmosphäre geblasen. Knapp die Hälfte davon wanderte wieder in den Ozean.
Ohne Maßnahmen wird es nach Angaben der Forscher zu einer Übersäuerung der Meere kommen. Am schlimmsten werden die Auswirkungen dabei in den Gewässern rund um die Antarktis ausfallen. Dort leben kleine schneckenschalenbildende Mollusken (planktonische Gastropoden), so genannnte Pteropoden. Sie stellen einen wesentlichen Beitrag in der Nahrungskette des Meeres dar, berichtet die Ozeanbiologin Carol Turley vom Plymouth Marine Laboratory. Betroffen von der Übersäuerung wären auch die Kalkalgen Coccolitophoren (Foto), ein Plankton, das derart große Schwärme bildet, dass es sogar vom Weltraum aus sichtbar ist.
Zu den großen Verlierern im Klimapoker zählen nach Ansicht der Wissenschaftler auch Korallen. Sie sind durch die steigenden Temperaturen bereits geschwächt, negativ hinzu kommen die Folgen von nicht nachhaltigem Fischfang und die Belastung durch Abwässer. Unter gleich bleibenden Bedingungen könnten bis 2050 durch Übersäuerung sämtliche Korallen am Great Barrier Reef in Australien vernichtet sein. Versuche die saure Umgebung durch Eintrag von Kalk zu vermindern, lehnen die Forscher ab. "Einerseits wären die Mengen immens - jedes Jahr 60 Quadratkilometer in eine Tiefe von 100 Metern zu vergraben - , andererseits, könnte der Kalk zu einer weiteren Umweltkatastrophe führen, wie Studien Co-Autor Andrew Watson von der East Anglia University in Norwich meint.