Wien - Die dramatischen Preisentwicklungen bei Erdöl und Erdgas sowie immer neue Berichte über den angeblich ursächlichen Zusammenhang gesteigerter Treibhausgasemissionen mit der Klimaerwärmung lassen den Ruf nach einer grundsätzlich veränderten Energiepolitik laut werden. "Nur ein rascher Umstieg von Öl und Gas auf erneuerbare Energieträger bei gleichzeitig massiver Reduktion des Energieverbrauchs kann die derzeitigen Probleme lösen", ist Heinz Kopetz, Vorsitzender des Österreichischen Biomasse-Verbandes http://www.biomasseverband.at , überzeugt.
Gegenüber pressetext verdeutlicht Kopetz den akuten Handlungsbedarf: "Wir erleben im Energiebereich hinsichtlich der aktuellen Erdölengpässen gerade eine dramatische historische Veränderung." Entgegen früherer Ölkrisen und den damit verbundenen Preisschocks seien die derzeitigen Entwicklungen durch die hohe globale Nachfrage verursacht, die auf lange Sicht gesehen faktisch nicht mehr befriedigt werden könne. Angesichts des drastisch gestiegenen Energieverbrauches in Österreich in den letzten 13 Jahren um 34 Prozent schlägt Kopetz ein energiewirtschaftliches Rahmengesetz vor, das den explodierenden Energieverbrauch bis 2030 um ein Fünftel eindämmen sowie den Anteil erneuerbarer Energie zumindest verdoppeln soll.
Im Strombereich könne durch verstärkten Ausbau von Wasser-, Wind- und Bioenergiekraftwerken der Anteil erneuerbarer Energie bei gleichzeitiger Reduktion des allgemeinen Verbrauchs von derzeit 65 auf 90 Prozent hochgeschraubt werden, so Kopetz weiter, der das größte Verbesserungspotenzial im Wärmebereich vermutet: "Eine Koppelung von Wohnbauförderungsmittel an die Installation erneuerbarer Bio- oder Solarenergieheizsysteme wäre hier sicherlich zukunftsweisend." Das größte Problem für bestehende Privathaushalte ergebe sich aber vor allem durch die hohen Anschaffungskosten bei einem Umstieg von herkömmlichen Energiesystemen auf moderne und kostensparende Holzheizungen und Solarenergie. Hier solle ein österreichweiter Investitionskostenzuschuss von mindestens 40 Prozent Abhilfe schaffen.
Auch Prof. Stefan Schleicher, Klimafachmann der Karl-Franzens-Universität in Graz, fordert gegenüber pressetext ein rasches Umdenken in der Energiepolitik und zeigt sich überzeugt, dass der technologische Fortschritt alle Möglichkeiten für eine echte Energietrendwende biete. Angesprochen auf österreichische Chancen in diesem Zukunftsmarkt, untertreicht Schleicher, dass Österreich gerade im Bereich des innovativen Bauens schon jetzt große internationale Anerkennung genieße: "Österreichische Firmen sind sehr erfolgreich in der Entwicklung von so genannten Plusenergiehäuser, die im Gegensatz zu herkömmlichen Niedrigenergie- und Passivenergiehäuser sogar einen Energieüberschuss produzieren." Neueste technologische Entwicklungen im Photovoltaik-Bereich würden angesichts der weiter verbesserten Energiewertschöpfung zusätzliche Möglichkeiten eröffnen. Bei einer guten Positionierung Österreichs in diesem Zukunftsmarkt könnten tausende neue Arbeitsplätze gewonnen werden, so Schleicher gegenüber pressetext abschließend.