Brüssel (pte/11.04.2006/12:35) - Mit rund 1,4 Mio. vergebenen Domains nach nur vier Tagen haben die neuen .eu-Endungen das erwartet hohe Interesse ausgelöst. Während die offizielle europäische Vergabestelle Eurid http://www.eurid.org sowie einige europäische Registrare von einem durchschlagenden Erfolg sprechen, hält die bereits im Vorfeld geäußerte Kritik der Protestplattform http://www.eudomaindesaster.org (pressetext berichtete: http://www.pte.at/pte.mc?pte=060407020 ) an der Vergabepraxis unvermindert an. Zu Wort gemeldet hat sich unterdessen erstmals auch ein großer US-Registrar. Bob Parsons, Gründer und CEO von Go Daddy http://www.godaddy.com, warf der EU angesichts der aktuellen Debatte ein krasses Versagen im Internet-Management vor.
In seinem aktuellen Blog-Eintrag bemängelt Parsons http://www.bobparsons.com die seines Erachtens laschen Kriterien, mit denen Registrare vor der vergangenen Freitag erfolgten Landrush-Periode sich bei der Eurid eintragen konnten. Durch zugelassene Scheinfirmen und Konsortien, die sich teilweise mit gleicher Telefonnummer und Adresse als unterschiedliche Registrare ausgegeben hätten, sei die Vergabe komplett unfair verlaufen. Mit Beginn des Landrushes wurden die von den rund 1.500 Registraren eingesandten Domainanfragen eine nach der anderen bearbeitet. Jeder Registrar kam dabei einmal zum Zug und musste für die nächste Anfrage warten, bis er wieder an der Reihe war. Kritiker wie Parsons sehen in den multiplen Scheinregistrierungen mancher Unternehmen folglich den entscheidenden Vorteil, sollen diese bei jeder Gesamtrunde doch mehrfach zum Zug gekommen sein.
"Die kurz vor dem Start der Landrush-Periode verzeichneten plötzlichen Massenanmeldungen von Registraren waren eine nicht so schöne Sache, wenngleich man festhalten muss, dass diese sich wohl an die von der Eurid aufgestellten formellen Spielregeln gehalten haben", meint Andreas Maurer, Pressesprecher des größten europäischen Domainanbieters Schlund + Partner http://www.schlund.de , im Gespräch mit pressetext. Für sein Unternehmen selbst sei der Registrierungsprozess allerdings sehr rund verlaufen, kann Maurer die Kritik an den angeblich chaotischen und unfairen Zuständen nicht teilen. Mit rund 90.000 zugesprochenen Domainwünschen bis Samstagabend sei man auf die gute Quote von 56 Prozent an positiv erledigten Anfragen gekommen. Auch hätten sich ursprüngliche Bedenken bezüglich der technischen Abwicklung nicht bestätigt, so Maurer.
Auch Gustav Soucek, Pressesprecher des größten österreichischen Domainanbieters Inode http://www.inode.at , hält die teilweise geäußerte Kritik für übertrieben. "Bei uns hat es jedenfalls weder eine Eskalation noch Beschwerden gegeben. Ich halte das Ganze für einen Sturm im Wasserglas", so Soucek in seinem ersten Resümee der Ereignisse. Für Unternehmen gäbe es mittlerweile genügend Mittel, um gegen Domain-Grabbing vorzugehen, wenn etwaige Firmen- oder Markenrechte unrechtmäßig betroffen seien. Den Handel mit registrierten Domains bezeichnete er als "überholtes Geschäftsmodell".