Stockholm (pte/01.06.2006/12:28) - Die schwedische Polizei hat gestern, Mittwoch, in einer koordinierten Großaktion die Server des weltgrößten BitTorrent-Trackers ThePirateBay http://www.piratebay.org beschlagnahmt. Laut schwedischen Medienberichten sollen mehr als 50 Polizeibeamte an der Aktion beteiligt gewesen sein. Wie die Stockholmer Landeskriminalpolizei mitteilte, wurden drei Personen zum Verhör mitgenommen sowie deren Computer-Equipment zuhause und an deren Arbeitsplatz beschlagnahmt. Da die Seite nur als Tracker fungierte und folglich keine urheberrechtlich geschützten Dateien direkt angeboten hat, ist weiter ungewiss, ob die Betreiber strafrechtlich belangt werden können.
Schweden wird von der Industrie schon seit längerem argwöhnisch beäugt. Mit rund einer Million aktiver Filesharer ist das skandinavische Land proportional gesehen der weltweite Spitzenreiter, was den illegalen Tausch von Dateien, CDs und Filmen angeht. "Vor 50 Jahren waren wir Schweden Christen - heute sind wir eine Nation der Filesharer", meint Henrik Ponten, Sprecher der Antipiraterie-Vereinigung Antipiratbyran http://www.antipiratbyran.com, im pressetext-Interview. Ponten führt diesen Umstand auf die hohe Breitband-Penetration in Schweden zurück. Auch fehle in der Bevölkerung und teilweise in den Medien immer noch das Bewusstsein, dass Copyright-Verletzungen illegal seien und Schaden für die Industrie anrichten, so Ponten.
"Die schwedische Mentalität ist so, dass man offen ausgetragene Konflikte eher scheut", führt Ponten das zaghafte Handeln der offiziellen Politik auf diesen Umstand zurück. Während andere Länder wie beispielsweise Deutschland in den letzten Monaten wiederholt auch gegen einfache Anwender vorgegangen sind (pressetext berichtete: http://www.pte.at/pte.mc?pte=060523035 ), gelten in Schweden legale Maßnahmen gegen Enduser bis auf wenige Ausnahmen immer noch als Tabu. Als neuestes Kuriosum gilt das Antreten der sogenannten Piraten-Partei http://www.piratpartiet.se bei der nächsten Wahl, die sich für offenere und konsumentenfreundlichere Copyright-Gesetze einsetzt. Deren Vertreter äußerten sich über das jüngste Einschreiten der Polizei naturgemäß kritisch und bezeichneten den Vorgang als ungerechtfertigte Hetzjagd.
Vertreter der Musik-, Film- und Softwareindustrie zeigten sich indes zufrieden über die Aktion und werteten das Einschreiten der Polizei als Erfolg im Kampf gegen illegale Tauschaktivitäten. So sah sich unter anderem John Kennedy, Chairman und CEO der International Federation of Phonogram and Videogram Producers (IFPI) http://www.ifpi.com , veranlasst, die schwedische Polizeiaktion in einer offiziellen Aussendung zu loben. "Die PirateBay-Seite hat die Musikindustrie in einem internationalen Ausmaß geschädigt. Es ist sehr begrüßenswert, dass die schwedischen Autoritäten hier durchgegriffen haben", so Kennedy.