Wien - 666 Mio. Schilling sind
Softwareherstellern 1998 in Österreich durch Verkauf bzw. Nutzung illegaler
Softwarekopien entgangen. Weltweit belief sich der Schaden auf umgerechnet
143 Mrd. Schilling. Diese Bilanz zog die Business Software Alliance (BSA)
http://www.bsa.or.at , eine internationale Interessensvertretung von
Softwareproduzenten, heute, Dienstag, vor Journalisten in Wien. Im kommenden
Jahr will die Vereinigung sich stärker der Softwarepiraterie im Internet
widmen.
Mit 38 Prozent illegal kopierter Software liegt Österreich an achter Stelle
in Westeuropa und um knapp über dem europaweiten Durchschnitt von 36
Prozent. Damit ist die "Raubkopierrate" zwar um zwei Prozent gegenüber 1998
gefallen, der Schaden der Softwarehersteller stieg jedoch aufgrund des
Umsatzzuwachses um fast ein Viertel. Die meisten Raubkopien laufen
europaweit in Spanien und Irland (57 bzw. 56 Prozent), die wenigsten in
Deutschland: Nur 28 Prozent der Firmen verwenden illegale Softwareprodukte.
Private Konsumenten werden von der BSA nicht verfolgt. Georg Herrnleben, in
der BSA für Zentraleuropa zuständig: "Die Täter finden sich eher unter den
kleineren Betrieben." Dies gelte sowohl für Firmen, die illegale Software
nutzen als auch für EDV-Händler, die diese vertreiben.
Stark gestiegen ist in jüngster Zeit der illegale Softwarevertrieb über das
Internet. Unter dem Stichwort "warez" - z.B. http://www.warez.com – finden
sich weltweit mehr als 900.000 Websites, auf denen derartige Produkte
angeboten werden. 94.000 davon sind europäische Seiten, 641 werden derzeit
von Österreichern betrieben. "Das Angebot besteht zu 50 Prozent aus Spielen
und zu 50 Prozent aus Business-Software", erklärte BSA-Mann Herrnleben
gegenüber pressetext.austria. Acht von zehn inländischen Betreibern seien
semiprofessionelle "Hacker", die als die "Robin Hoods der EDV-Branche
auftreten", so Herrnleben, der Rest bestehe aus gewerbsmäßigen Verbrechern.
In den ersten zehn Monaten dieses Jahres verzeichnete die BSA-Hotline
(gebührenfrei unter Tel. 088000 80-1234) 159 Anrufe, aus denen 77 Hinweise
auf den Einsatz illegaler Software resultierten. 28 davon entfielen auf
gewerbliche Nutzer, 26 auf EDV-Händler und 22 auf Betreiber illegaler
Websites. Bis Oktober beliefen sich die Schadenersatzzahlungen für 1999 auf
1,08 Mio. Schilling, das sind um 20 Prozent mehr als im gesamten Jahr 1998.
In 13 Fällen wurden Strafverfahren eingeleitet.
Österreich ist das einzige Land, in dem die BSA ihre Untersuchungen auch bei
anonymen Hinweisen aufnimmt. Handelt es sich um einen EDV-Händler, so folgt
ein Testkauf, ist ein gewerblicher Nutzer verdächtig, so kommt es zu einer
Hausdurchsuchung und in beiden Fällen zur Beschlagnahme der illegalen
Softwareprodukte. Da die Beweislage meist stark gegen die Verdächtigen
spricht, schließen diese in der Regel Vergleiche mit den Softwarefirmen ab.