Ghent. - Probiotische Lebensmittel halten nicht
immer das, was sie versprechen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie
belgischer Wissenschaftler, die 25 in Europa erhältliche probiotische
Milcherzeugnisse und 30 probiotische Nahrungsergänzungsmittel wie
Tabletten oder Kapseln auf ihre Qualität getestet haben. Nur bei 13
Prozent aller untersuchten Produkte entdeckten die Wissenschaftler
sämtliche auf der Verpackung angegebenen Milchsäurebakterien. 24
Testprodukte sollten angeblich Bifidus-Bakterien enthalten, die Forscher
fanden sie jedoch nur in fünf Produkten. Probiotische Trockenprodukte und
Präparate wie Pulver, Kapseln und Tabletten enthielten gegenüber
Milchdrinks und Yoghurts in der Regel weniger lebende Bakterien, was ihre
positive Wirkung auf die menschliche Darmflora deutlich vermindere, so
die Wissenschaftler. In 37 Prozent der geprüften Trockenpräparate waren
überhaupt keine lebenden Bakterien enthalten.
Die Forscher bemängeln, dass sich in einem Drittel der getesteten
Produkte sogar Bakterien fanden, die laut Verpackungsaufschrift überhaupt
nicht enthalten sein dürften. Es bestünde zwar keine Gesundheitsgefahr
für die Verbraucher, die Herstellung dieser Produkte lasse aber eine
gewisse "Schludrigkeit" erkennen, kritisieren Robin Temmermann und Geert
Huys von der Universität Ghent http://www.rug.ac.be. Oftmals nicht
korrekt fanden die Wissenschaftler auch die Bakterienbezeichnungen auf
den Packungen der probiotischen Produkte: Hersteller schrieben unrichtige
Bakterienbezeichnungen oder Fantasienamen auf die Verpackungen, um sie
für Verbraucher besser klingen zu lassen.
Generell stellten die Forscher fest, dass Milchprodukte eine größere
Anzahl an lebenden Bakterien aufwiesen als Trockenpräperate. Da
probiotische Produkte sehr große Bakterienmengen benötigen, um den
Dickdarm positiv zu beeinflussen - viele Bakterien sterben bereits auf
dem Weg durch den Magen und den Dünndarm ab - sind Milchdrinks und
Yoghurts gegenüber Kapseln und Tabletten nach ihrer Ansicht
gesundheitlich wirksamer. Temmermann und Huys nehmen an, dass die
Bakterien im feuchten und kühlen Milieu von Milchdrinks oder Yoghurts
besser überleben. Nahrungsergänzungsmittel wie Tabletten lägen im
schlechtesten Fall zwei bis drei Jahre im Regal, bevor sie verbraucht
würden.