Wien/Armonk/Seoul/Tokio (pte/13.09.2006/13:45) - Die Festplatte feierte ihr 50-jähriges Jubiläum. Am 13. September 1956 stellte IBM http://www.ibm.com das erste Plattenspeichersystem der Welt vor, die IBM 350. Ausgeliefert wurde sie zusammen mit dem IBM 305 RAMAC (Random Access Method of Accounting and Control)-System. Die 350 war so groß wie ein Kühlschrank, wog eine Tonne und machte Lärm, so dass in deren Nähe nur mit Ohrenschutz gearbeitet werden konnte.
Der Harddisk-Dinosaurier bestand aus 50 magnetischen Speicherplatten mit je 61 Zentimeter Durchmesser und bot eine Speicherkapazität von sechs Millionen Zeichen - rund fünf Megabyte. Die mittlere Zugriffszeit betrug etwa 600 Millisekunden und die Platten rotierten mit 1.200 Umdrehungen pro Minute. Die Schreib-Lese-Köpfe wurden elektronisch-pneumatisch gesteuert, weshalb die schrankgroße Einheit auch einen Druckluft-Kompressor enthielt. Zum Betrieb wurden zehn Kilowatt Energie benötigt. Zu kaufen war die IBM 350 freilich nicht. Sie wurde für etwa 10.000 DM pro Monat an Unternehmen vermietet.
Die Idee zu dem schnellen Speichersystem, bei dem die Daten nicht mehr wie bei Bandlaufwerken sequenziell eingelesen werden mussten, hatten die IBM-Techniker schon Anfang der 50er Jahre. Problematisch gestaltete sich jedoch in den Anfängen, dass die Platten vollkommen gerade gedreht werden mussten. Bis zum Produktions-Aus im Jahr 1961 wurden laut IBM 3.000 Stück produziert.
In den vergangenen 50 Jahren haben sich die technischen Machbarkeiten rasant verbessert. Nahezu jedes Jahr verdoppelt sich der Speicherplatz kommerzieller Harddisks. Festplattenproduzent Hitachi Global Storage (HGST) http://www.hgst.com geht davon aus, dass Anfang 2007 die symbolische Hürde von einem Terabyte Kapazität genommen werden kann (pressetext berichtet: http://www.pte.at/pte.mc?pte=060816021 ). Am Markt gibt es bereits eine Platte mit 750 Gigabyte aus dem Hause Seagate http://www.seagate.com. Hand in Hand mit der höheren Kapazität geht auch der Anstieg der Speicherdichte auf den Magnetplatten. So hat Hitachi heute, Mittwoch, bekannt gegeben, dass es gelungen sei, 345 Gigabits auf einem Quadrat-Zoll unterzubringen. In Aussicht stellt der Konzern in diesem Rahmen für 2009 eine 3,5 Zoll-Harddisk mit zwei Terabyte Kapazität. 2,5 Zoll-Notebookfestplatten sollen dann 400 Gigabyte an Daten fassen, auf Platten im Formfaktor 1,8 Zoll sollen 200 Gigabyte Platz finden.
Ein Meilenstein auf dem Weg zu hohen Kapazitäten war die Entwicklung der Perpendicular Recording-Technologie. Dabei wird eine höhere Datendichte durch die senkrechte Anordnung der Datenbits auf der Festplattenscheibe erreicht. Durch die vertikale Datenorientierung können mehr Bits den Schreib-Lese-Kopf bei gleichem Aufwand passieren, ohne dass dabei die Drehgeschwindigkeit erhöht werden muss. Perpendicular Recording ermöglicht zudem eine signifikante Steigerung der Speicherkapazität um das bis zu Zehnfache sowie eine verbesserte Leistung.
Der Bedarf an Speicherplatz hat in den vergangenen Jahren durch die Verbreitung digitaler Video- und Fotokameras und durch Musik aus dem Netz rasant zugenommen. Die Nachfrage nach großen Speichermedien steigt. Kapazitätsstarke Harddisks sollen auch bei HDTV-Videorecordern Einsatz finden. Im vergangenen Jahr machte die Festplattenindustrie einen Umsatz von 27,9 Mrd. Dollar, 2010 soll er nach Schätzungen des Marktforschungsinstituts IDC auf 41,5 Mrd. Dollar steigen.
Trotz der guten Aussichten zeigen sich schon erste ernsthafte Konkurrenzprodukte zur Magnetplatte. Die Solid State Disk (SSD) aus dem Hause Samsung http://www.samsung.com soll den herkömmlichen Festplatten den Garaus machen. Basierend auf NAND-Flash-Bausteinen überzeugt die SSD vor allem durch ihr geringes Gewicht, wenige Energiebedarf und die schnellen Zugriffsgeschwindigkeiten. "Unsere Flash-Laufwerke können dazu beitragen Notebooks kleiner und leichter zu gestalten", meinte Ariane Heim, Sprecherin von Samsung Semiconductors Europe http://www.samsungsemi.de, gegenüber pressetext. Derzeit haben die neuen Disks noch den Nachteil der vergleichsweise geringen Kapazität und des hohen Preises. So sollen vorerst die alte und neue Technologie in Hybridfestplatten vereint werden, um die Vorteile von beiden nutzen zu können (pressetext berichtete: http://www.pte.at/pte.mc?pte=060516036 ).