Ilmenau (pte/10.10.2006/06:15) - Um die stetig steigende Elektrosmog-Belastung in Wohnräumen einzudämmen, haben Wissenschaftler der Technischen Universität Ilmenau http://www.werkstoff.tu-ilmenau.de ein neues Material entwickelt, das in der Tapete von morgen zum Einsatz kommen könnte. Im Wesentlichen kommen bei dem absorptionsfähigen Material spezielle Papierbeschichtungstechniken sowie ein modifiziertes Ferritpulver zum Einsatz, das mittels Glaskristallisationstechnik synthetisiert wird. Mithilfe des speziellen Papiers können hochfrequente elektromagnetische Felder, wie sie durch Mobilfunk, WLAN- oder Radarstrahlung entstehen, eliminiert werden.
"Bei den bereits existierenden Materiallösungen wird die Strahlung von der Schutzschicht in den Raum reflektiert. Dadurch werden zwar angrenzende Räume und Zimmer geschützt. Im abgeschirmten Raum selber kann es dadurch aber zu zusätzlichen Interferenzen und somit zu Problemen für Anwesende und bei Geräten kommen", erklärt Projektleiter Bernd Halbedel vom Institut für Werkstofftechnik an der TU Ilmenau im pressetext-Interview. Im Vergleich dazu sehe die Abschirmwirkung des vorgesehenen Spezialpapiers hingegen eine tatsächliche Absorption elektromagnetischer Hochfrequenzbereiche vor. Zudem sei das Material im Vergleich zu elektrisch leitfähigen Abschirmmaterialien wesentlich einfacher zu handhaben und könne wie eine normale Tapete angebracht werden, so Halbedel. Aus Sicherheitsgründen müssen herkömmliche leitfähige Abschirmmaterialien nämlich geerdet oder mit einem Berührungsschutz versehen werden.
Halbedel zufolge will man mit dem neuen Material vor allem elektrosensible Heimanwender ansprechen, die beispielsweise beim Schlafen unter der elektromagnetischen Belastung leiden. Neben dem Verkauf über den Fachhandel sollen vor allem auch Fertighaus-Anbieter dazu beitragen, die Spezialtapete unter die Leute zu bringen. Der Einsatz des Materials ist dabei aber nicht nur auf die Auskleidung von ganzen Räumen beschränkt. Als weitere Einsatzmöglichkeit haben die Entwickler auch Geräte und Kabel vorgesehen, deren Strahlung nicht nur als Umweltbelastung, sondern auch als sicherheitstechnisches Risiko gilt. "Das Spezielle an den verwendeten Ferritpulvern ist, dass man auch in der Lage ist, gezielt bestimmte Frequenzbereiche zu absorbieren. Damit kann eine Abschirmung erfolgen, ohne dass die für die Datenkommunikation zuständige Frequenz beeinträchtigt wird", meint Halbedel.
Erste Ergebnisse, die in Zusammenarbeit mit dem Papiertechnischen Institut München entstanden sind, präsentieren die Forscher ab heute, Dienstag, auf der Materialforschungsmesse Materialica http://www.materialica.de, die noch bis 12. Oktober in München stattfindet.