Wien/München (pte/07.02.2007/13:50) - In einer Studie zum Thema Energieeffizienz im Netzwerkbereich kommt die "Energy-Efficient Ethernet Study Group" (EEE) zum Ergebnis, dass ineffiziente Netzwerke allein in den USA jährlich 450 Mio. Dollar Stromkosten verpulvern. Weltweit schätzen die Experten den Verbrauch dreimal so hoch ein. Alleinverursacher dabei seien jedoch nicht die großen Rechenzentren und Serverfarmen, sondern auch die Privathaushalte tragen ihren nicht unerheblichen Teil dazu bei. Während Energieeinsparungen vor allem bei Prozessoren, Festplatten und Lüftungssystemen gesucht werden, blieben die Netzwerkkomponenten bislang unbeachtet. "Zu unrecht", meint EEE-Vorsitzender Mike Bennet gegenüber TheRegister.
Der hohe Verbrauch liege an der Netzwerk-Gigantomanie und der Tatsache, dass nicht immer alle Funktionen einer schnellen Datenleitung gebraucht werden. "Hier liegt enormes Sparpotenzial", so Bennet. Seine Arbeitsgruppe habe bei Messungen festgestellt, dass bei einer Gigabit-Leitung, die mit weniger als einem Zehntel ihrer Maximalleistung genutzt wird, vier Watt eingespart werden könnten, wenn man sie gleich im langsameren 100-Megabit-Modus verwenden würde. Angesichts der enormen Zahl an vernetzen PCs und Peripheriegeräten summiere sich dies zu beachtlichen Mengen, so Bennet. Steigende Netzwerkgeschwindigkeiten würden das Problem zusätzlich verschärfen. Bis zu 24 Watt verschlingen neue Highspeed-Netzwerkkarten im Serverbereich, führt der EEE-Vorsitzende aus http://grouper.ieee.org/groups/802/3/eee_study/index.html .
Doch die wahren Stromverschwender stehen laut Bennet nicht in Unternehmen oder Serverfarmen, sondern in den Privathaushalten. Breitbandmodems, Router, Netzwerkdrucker sowie IPTV-Settop-Boxen hängen meist 24 Stunden am Tag, sieben mal in der Woche am Netz. Ethernet-Schnittstellen, die die meiste Zeit ungenützten bleiben, verschwenden dabei Unmengen an Energie, kritisiert Bennet. Die EEE beschäftigt sich mit technischen Möglichkeiten, diesen Energiekonsum einzudämmen. "Ein Ansatz dabei ist, dass die Schnittstellen ihre Übertragungsgeschwindigkeit automatisch drosseln, sobald weniger Datenverkehr zu bewältigen ist", erläutert Bennet. Bislang ist eine Anpassung der Geschwindigkeit der Ethernet-Komponenten nur dann möglich, wenn eine Verbindung gerade hergestellt wird - nicht während der aktiven Nutzung.
Dass an der Effizienz aller IT-Komponenten gearbeitet werden muss, bestätigt auch der Experte Bernd Schäppi von der Österreichischen Energieagentur (EA) http://www.energyagency.at im Gespräch mit pressetext. "Das Thema Energieverbrauch durch IT ist auch in Privathaushalten ein absolut relevantes Thema", sagt Schäppi. Derzeit nehmen die Energieeffizienz-Experten verschiedene Haushaltsgeräte unter die Lupe und berichten von enormen Unterschieden. Der Blick auf den Vergleich von aktuellen DVB-T-Receivern zeigt, dass beim jährlichen Energieverbrauch enorm gespart werden kann, wenn man genügsame Elektronikgeräte kauft. Zwischen dem Top-Modell von Tompson und dem Ranking-Verlierer liegt ein Stromkostenunterschied von 207 Euro im Zeitraum von zehn Jahren http://www.topprodukte.at. Die Berechnungen erfolgten auf Basis von vier Stunden On- und 20 Stunden Standby-Betrieb. Wenn man Standby komplett vermeidet ergebe sich bei den untersuchten Geräten eine Ersparnis von 13 bis 72 Prozent jährlich. Netzwerkkomponenten im Speziellen habe man zwar noch nicht unter die Lupe genommen, jedoch liege es auf der Hand, dass Geräte im Dauerbetrieb auch unbenötigt Energie verheizen.
"An vorderster Stelle steht zwar die Leistung unserer Geräte, die Energiefrage ist allerdings auch im Fokus unserer Entwicklungen", meint Karsten Kunert, Sprecher des Netzwerk-Spezialisten Netgear, im pressetext-Gespräch. Im Business-Bereich bietet Netgear Access-Points, die ihre WLAN-Verbindung herunterfahren, sobald sie nicht genutzt wird. Für den Privatuser gibt es hier noch keine konkreten Lösungen, da müsse einfach der Stecker gezogen werden, so Kunnert.
Auch bei D-Link zeigt man sich bemüht, stromsparende Chipsätze einzusetzen. "Diese haben neben der Umweltfreundlichkeit auch den Vorteil einer geringeren Abwärme, was somit wiederum den Bedarf an Gehäuselüftern reduziert. Sichtbar wird dies an unserem neuen Fast Ethernet Smart Switch DES-1228, der aufgrund eines stromsparenden Chipsatzes inzwischen lüfterlos ausgeführt wird", erklärt Kerstin Wiese, Sprecherin von D-Link, auf Anfrage von pressetext. Die Möglichkeit der automatischen Drosselung der Geschwindigkeit wäre sehr zu begrüßen. "Allerdings werden diese Funktionen von heutzutage verfügbaren Chipsätzen noch nicht unterstützt, so dass D-Link diese in seinen Geräten auch nicht implementieren kann", meint Wiese.
"Als privater Benutzer sollte man diese Geräte an einer Steckdose mit Schalter betreiben, um bei Nichtbenutzung alle Komponenten darüber komplett abschalten zu können", meinen alle pressetext-Gesprächspartner unisono. Für User, die den Standby-Komfort nicht ganz aufgeben wollen, eignet sich eine Steckerleiste mit Master/Slave Automatic. Die intelligente Schaltung sorgt für das Zusammenspiel von einem Haupt- mit mehreren Nebengeräten. Mit der Inbetriebnahme des Computers bekommen automatisch auch die Peripheriegeräte wie Drucker, Modem oder Router Strom geliefert.