Wien (pte/17.02.2007/07:50) - Wenige Monate nach Veröffentlichung von Firefox 2 hat sich Mozilla mit einem Manifest zurückgemeldet. Im sogenannten "Mozilla Manifesto" sind zehn Leitlinien festgeschrieben, die der Mozilla-Gemeinde zukünftig als Orientierungshilfe dienen sollen. Im Zentrum der formulierten Prinzipien steht das klare Bekenntnis zur positiven Weiterentwicklung des Internets. Interoperabilität, Transparenz und Innovation sowie das Recht des Einzelnen auf Sicherheit und Eigenständigkeit im Umgang mit dem Internet sind nur einige der Eckpfeiler des Manifests, das in seiner Rohfassung im Blog der Initiatorin und Mozilla-Vorsitzenden Mitchell Baker http://weblogs.mozillazine.org/mitchell zu finden ist.
pressetext: Herr Nitot, was will Mozilla mit dem Manifest erreichen?
Nitot: Die Leute sehen Firefox primär als einen kostenlosen Webbrowser. Das ist zwar richtig, aber im Grunde geht uns bei Mozilla um sehr viel mehr. Es geht um die große Vision, die dahinter steht - nämlich wie das Internet langfristig zum Besseren verändert und sein gesamtes Potenzial ausgeschöpft werden kann.
pressetext: Würden Sie sagen, dass das Internet ein besserer Ort geworden ist, seit Mozilla den Firefox ins Leben gerufen hat?
Nitot: In punkto Sicherheit und Privatsphäre bin ich fest davon überzeugt. Generell glaube ich auch, dass die Zukunft des Webs sehr viel freundlicher aussieht, seit wir einen kritischen Marktanteil erreicht haben. Denn noch vor drei Jahren war der Zustand des Internets sehr deprimierend, ja beinahe hoffnungslos.
pressetext: Inwiefern geben Sie der Marktdominanz von Microsoft und dem Internet Explorer die Schuld daran?
Nitot: Microsoft hat durch die Monopolstellung einfach aufgehört, an seinem Browser weiterzuarbeiten. Alle Webentwickler wiederum haben nur Webseiten für dieses eine Produkt entworfen, das bereits eingestellt war und große Sicherheitslücken aufwies. Im Grunde waren wir dabei, direkt an eine Wand zu fahren.
pressetext: Worauf führen Sie diese negative Entwicklung zurück?
Nitot: Ich denke, dass der kommerzielle Antrieb eine zu große Rolle bei der Definition des Internets gespielt hat. Daran ist auch letztlich auch Netscape gescheitert, dessen Geschäftsmodell durch die Freigabe des Konkurrenzbrowsers erfolgreich untergraben werden konnte.
pressetext: Haben Sie keine Angst, dass Microsoft oder ein anderer kommerzieller Anbieter Mozilla bzw. den Firefox wie das Vorgänger-Produkt Netscape erneut vom Markt drängen kann?
Nitot: Wir bemühen uns sehr, nicht zu scheitern. Gleichzeitig muss man sehen, dass mit Mozilla und Firefox alles gänzlich anders ist. Wir sind eine Non-profit-Organisation und werden durch die Entwickler- und Anwendergemeinde vorangetrieben. Wir haben keine Aktionäre im Nacken, für die wir Geld erwirtschaften müssen. Uns geht es einzig und allein um die Weiterentwicklung des Internets im Sinne aller. Das Spielfeld ist somit ein gänzlich anderes als das von Microsoft
pressetext: Offene Standards beherrschen ja nicht nur die Diskussion in Sachen Internet. Inwiefern muss ihre Vision von Interoperabilität auch in anderen Bereichen des digitalen Lebens umgesetzt werden?
Nitot: Derzeit gibt es einen Trend in Richtung offene Formate. Das ist ein enorm wichtiges Thema. Schließlich geht es ja nie um die Technologie selbst, sondern darum, welche Information man mithilfe der Technologie produziert und speichert. Bei meiner Kaffeemaschine ist es mir relativ egal, ob ich auf einen Hersteller festgenagelt bin. Ich trinke den Kaffee und das war's. Wenn ich jedoch beim Aufrufen und Bearbeiten meiner Daten auf Jahre hinaus komplett von einem Hersteller abhängig bin, dann ist das mehr als fatal.
pressetext: Herzlichen Dank für das Gespräch!