Wien - Nach wie vor ist der Schlaganfall die zweithäufigste Todesursache, die im Erwachsenenalter zu schweren Behinderungen führen kann. Vor diesem Hintergrund erörtern Forscher anlässlich der zehnten Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Schlaganfall-Forschung (ÖGSF) http://www.schlaganfall-info.at neue Therapieoptionen und Empfehlungen zum Schlaganfall-Management. "Besonders präventive Maßnahmen zur Vorbeugung, wie eine gesunde Lebensführung im Sinne des Nichtrauchens und der Vermeidung eines übermäßigen Alkoholkonsums sowie einseitiger Ernährung und Bewegungsarmut können dazu beitragen, dass der Schlaganfall erst gar nicht erst auftritt", erklärt Franz Fazekas von der Universitätsklinik für Neurologie, Graz und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie (ÖGN) http://www.oegn.at , im pressetext-Interview.
Jedes Jahr erleiden mit steigender Tendenz österreichweit mehr als 20.000 Menschen einen Schlaganfall, von denen ungefähr 5.000 sterben. Hochrechnungen gehen hierbei sogar von einer Verdoppelung der Patientenzahlen in den kommenden 15 bis 20 Jahren aus. Daher betont Fazekas, dass das Wissen um die spezifische Symptomatik bei Auftreten der Erkrankung Leben retten kann. Durch das in Österreich mit 30 so genannten "Stroke Units", folglich spezialisierten Diagnose- und Therapieeinheiten, bereits größtenteils flächendeckend ausgebaute Versorgungsnetz, könne die Hälfte der Schlaganfälle vermieden werden. Aufgrund dieses guten Netzwerkes ist es Patienten aus ganz Österreich innerhalb von 45 Minuten per Rettung möglich, eine zumeist thrombolytische Behandlung zu erhalten, wobei eine Ausweitung der "Stroke Units" bis 2010 auf 40 geplant ist.
Deshalb sind die Symptomatiken als erste Anzeichen bei Schlaganfällen von den Betroffenen sowie Angehörigen sofort ernst zu nehmen. Dennoch verweist der Neurologe darauf, dass diese in der Öffentlichkeit zum Großteil noch viel zu wenig bekannt seien und Betroffene daher zu spät bei einem Schlaganfall-Verdacht regieren. "Der Schlaganfall kommt vielfach nicht aus heiterem Himmel, sondern kündigt sich über Warnsignale an, die, sofern rechtzeitig erkannt, die Chancen auf eine rasche und adäquate Behandlung und/oder erfolgreiche Vorbeugung ermöglichen", so Fazekas. Daher erarbeitete die ÖGSF einen Informationsfolder namens "Schlaganfall - Jede Minute zählt", der grundlegende Basis-Informationen bietet und als Teil einer Aufklärungsinitiative zu verstehen ist.
Wilfried Lang, Vorstand der Neurologischen Abteilung im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien http://www.barmherzige-brueder.at , weist gegenüber pressetext darauf hin, dass der Erfolg einer Thrombolysetherapie, bei der durch geeignete Medikamente eine verschlossene Hirnarterie wieder geöffnet wird, innerhalb der ersten 180 Minuten nach Beginn des Schlaganfalls am größten ist. "Der Anteil der Schlaganfall-Patienten, die mit Thrombolyse behandelt werden, lag mit Ende 2006 über zehn Prozent. Damit zählt Österreich zu den europäischen Ländern mit der höchsten Thrombolyse-Rate pro einer Million Einwohner." Damit soll das Ziel verfolgt werden, die Folgen des Ereignisses möglichst rückgängig zu machen, wobei der spezifische Einsatz der Basistherapie, gekoppelt mit einer Thrombolyse, die größtmögliche Option bietet, dass Patienten den Schlaganfall unbeschadet überstehen. "Da der Schlaganfall - im Gegensatz zum Herzinfarkt - keine Schmerzen, sondern Lähmungen oder Sprachstörungen mit sich bringt, liegt das Hauptproblem darin, dass immer noch zwei Drittel der Betroffenen zu lange warten und auf eine Besserung der Symptome hoffen", so Lang im Gespräch. Im Vorfeld der zehnten Jahrestagung visiert Johann Willeit, Tagungspräsident und Neurologe an der Universitätsklinik Innsbruck http://www.i-med.ac.at/neurologie , in der Erörterung neuer Wissenschaftsansätze unter anderem die Ausweitung des Thrombolyse-Zeitfensters über drei Stunden hinaus an.