Wien - Vier Mio. Althandys entwickeln sich zu
einem ernsthaften Umweltproblem. Die erste Welle an Altgeräten droht
demnächst im Restmüll zu landen. Dass es höchste Zeit für strengere
Vorgaben ist, darüber waren sich heute, Montag, Umweltexperten bei einer
Pressekonferenz einig. Ein Problem stellen in erster Linie die
Nickel-Cadmium-Akkus dar, die bei vier Mio. Handys ein Gewicht von rund
300 bis 400 Tonnen ausmachen. Sortieranalysen haben ergeben, dass Handys
bereits im Restmüll gelandet sind und folglich eine Umweltbelastung
darstellen.
"Viele Konsumenten wissen nicht, dass Akkus beim einschlägigen Handel
gesammelt werden. Noch besser ist es, gleich das gesamte Handy bei den
Verkaufsstellen zurückzugeben", so Peter Lechner von der Abteilung für
Abfallwirtschaft der Universität für Bodenkultur
http://www.boku.ac.at/abf in Wien. Althandys enthalten als
Elektronikgerät wertvolle Metallfraktionen, die wieder verwertet werden
können, betonte Lechner. Ziel sollte laut Gerhard Vogel vom Institut für
Technologie und Warenwirtschaftslehre der Wirtschaftsuniversität Wien
http://www.wu-wien.ac.at/inst/techno ein flächendeckendes Sammelsystem
sein. "Einzelne europäische Länder beweisen, dass es möglich ist, bis zu
95 Prozent der kleinen Umweltbomben zurück zu erhalten und entsprechend
zu verwerten."
Erfolgreiche Sammelsysteme gibt es in der Schweiz, Norwegen und den
Niederlanden, wo Recyclingboxen in Elektronikgeschäften die
Wiederverwertung ermöglichen. Finanziert wird die Sammlung über einen
Entsorgungsbeitrag, der beim Geräteneukauf als Teil des Produktpreises
eingehoben wird. "In Österreich ist man noch nicht so weit. Man denke nur
an Batterien. Nur 47 Prozent werden recycelt, der Rest wandert auf
Müllhalden. Konsumenten brauchen ein Anreizsystem für die
Wiederverwertung - ein Pfandsystem. Wer ein neues Handy kauft, bekommt
Geld für sein altes", so Vogel.
Henriette Gupfinger vom Österreichischen Ökologie-Institut
http://www.ecology.at kritisiert in diesem Zusammenhang die langsame
Umsetzung der "Elektro- und Elektronikgeräte-Richtlinie" der EU. "Demnach
kann erst frühestens im Jahr 2005 ein kostenloses Sammel- und
Recyclingsystem für Elektroschrott eingeführt werden", so Gupfinger.
Hinsichtlich der Herstellerverantwortung und der Finanzierung des Systems
sind sich Ministerrat und Parlament noch uneinig. Vor allem für die
zahlreichen Geräte mit sehr kurzer Lebensdauer sollte umgehend ein
bundesweites Sammelsystem aufgebaut werden.