New York - Ein Bericht der UN Energy http://esa.un.org/un-energy zum Thema Biotreibstoffe sorgt für Schlagzeilen. Die internationale Organisation warnt darin vor einer Verteuerung der Lebensmittel, wenn die Nachfrage nach biogenen Treibstoffen weiter ansteigt. Im Bericht "Sustainable Energy: A Framework for Decision Makers" wird auch darauf verwiesen, dass der Preis für Mais wegen der steigenden Nachfrage nach Biokraftstoffen innerhalb eines Jahres deutlich angestiegen ist.
Der Bericht warnt davor, dass die steigende Nachfrage einen zweischneidigen Effekt auf Nahrungsmittel haben werde. Auf der einen Seite würden, um solche Pflanzen anbauen zu können, Land, Wasser und andere Ressourcen ausschließlich für die Biokraftstoffe und in geringerem Ausmaß für die Nahrungsmittelproduktion verwendet. Auf der anderen Seite könnten mehr Nahrungsmittel als Treibstoff-Rohstoffe Verwendung finden. Der Bericht ruft zu einer nachhaltigen Herstellung von Biotreibstoffen auf.
"Die Konkurrenz von Nahrungsmitteln und Biotreibstoffen ist ein gerechtfertigtes Argument", meint Ronny Winkelmann, Experte für Biofuels bei der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe FNR http://www.fnr.de , im pressetext-Interview. Das gelte natürlich in erster Linie für jene Staaten, in denen Nahrungsmittel ohnehin knapp sind. "In Europa wird Wert darauf gelegt, dass dies nicht passiert." Eine Regelung zur Nachhaltigkeit gebe es bis dato aber auch noch nicht. "Daran wird in Deutschland und in den Niederlanden gerade gearbeitet", meint Winkelmann.
Der UN-Energy-Bericht stellt den Bioenergiequellen aber nicht allgemein ein negatives Zeugnis aus: "Die derzeitigen Forschungsergebnisse kommen zum Schluss, dass die Verwendung von Biomasse für den kombinierten Einsatz von Wärme und Energieerzeugung eine der besten Optionen zur Verhinderung der Treibhausgase ist. Zudem ist dies auch noch eine billige Variante", heißt es in dem Bericht. Bei den Fahrzeug-Kraftstoffen ist der Bericht allerdings etwas kritischer - insbesondere wenn es um die ehrgeizigen Ziele in der EU und in den USA geht, die Biotreibstoffe als einzige Möglichkeit sehen, eine Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Treibstoffen zu erreichen.
Die einzige Möglichkeit, hier Einhalt zu gebieten, wäre die Schaffung einer internationalen Biotreibstoff-Zertifizierung. Diese sei auch deshalb dringend nötig, weil die weltweite Produktion von diesen Treibstoffen sich in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt hat und sich wahrscheinlich in den kommenden vier Jahren noch einmal verdoppeln wird. Am schlimmsten fällt diese Bilanz vor allem dann aus, wenn zur Herstellung "umweltfreundlicher Treibstoffe" Primärwälder gerodet und Monokulturen angelegt werden. "Das betrifft etwa Brasilien, das seit Jahren auf Ethanol aus Zuckerrohr setzt", so Winkelmann. Zuckerrohr habe in Brasilien eine hohe Flächenergiebigkeit und sei auch im Produktionsverfahren sehr günstig. "Nützt man bestehende Zuckerrohr-Plantagen, ist die CO2-Bilanz durchaus gut." Das sei allerdings definitiv nicht der Fall, wenn tropische Regenwälder einer Plantage weichen müssen. Es sei dringend notwendig, auch für die Herstellung von Biokraftstoffen Nachhaltigkeitsaspekte zu erarbeiten, subsumiert Winkelmann. Diese müssen nicht nur eine nachhaltige Flächenbewirtschaftung, sondern auch soziale Aspekte berücksichtigen.
Der UN-Bericht nimmt schließlich auch noch Bedacht auf den globalen Wasserverbrauch. Die immer stärker wachsende Weltbevölkerung und ihre Ernährungsgewohnheiten mit viel Fleisch und Milchprodukten verringern bereits jetzt die globalen Wasservorräte. Wenn zusätzlich noch mehr Pflanzen für die Biotreibstoffproduktion verwendet werden, könnte das die Wasserressourcen noch stärker bedrohen.