Heidenheim/Tolosa - In Nordspanien entsteht das erste kommerziell betriebene Wellenkraftwerk der Welt, das in einer Hafenmole integriert ist. Das vom baskischen Energieversorger Ente Vasco de Energia in Auftrag gegebene Kraftwerk wird von Voith Siemens Hydro (VSH) http://www.voith.com gebaut. Die Anlage soll im Winter 2008/2009 in Betrieb genommen und rund 250 Haushalte mit 300 Kilowatt Strom versorgen. Bei der Umsetzung greift VSH auf die Expertise des schottischen Wellenkraftpioniers Wavegen http://www.wavegen.com zurück. Dieser betreibt seit dem Jahr 2000 eine Testanlage auf der schottischen Insel Islay und wurde im Mai 2005 von VSH übernommen.
"Die Kosten rechnen sich derzeit noch nicht, aber das ist mit Photovoltaik nicht anders", meint Jochen Weilepp, Abteilungsleiter für Meeresenergie-Technologien bei Voith Siemens Hydro, im Gespräch mit pressetext. Derzeit befinde man sich noch in der Pionierphase, so Weilepp weiter, der die derzeitige Situation im Bereich der Meeresenergie mit den 80er-Jahren bei der Windenergie vergleicht. Mittelfristig sei an geeigneten Standorten ein Kilowattstunden-Preis von zwischen zehn bis 15 Cent erreichbar. Als gute Voraussetzungen für die Wellenentwicklung gelten die Ausrichtung nach Westen zum offenen Meer hin bzw. ein steiles Küstengefälle.
Um Kosten zu sparen, eignet sich der Einbau derartiger Kraftwerke im Rahmen von Hafenanlagen-Neuerrichtungen. "Nicht die Turbinen oder andere Einzelbauteile machen derartige Projekte teuer, sondern in erster Linie die für die Anlage notwendige Struktur", erklärt Weilepp. Die von VSH angebotene Kraftwerkstechnologie beruht auf dem Prinzip der oszillierenden Wassersäule, die auch in Wavegens Testanlage in Schottland genutzt wird. Eine Öffnung an der Vorderseite des Wellenbrechers lässt den Wasserspiegel in einer Kammer je nach Wellentätigkeit steigen oder fallen. Diese Bewegung komprimiert und dekomprimiert die in der Kammer eingeschlossene Luft. Die Energie aus den Druckunterschieden wird schließlich mit Hilfe einer Wells-Turbine und eines Generators in Strom umgewandelt.
"Für eine dezentrale, lokalisierte Energieversorgung bietet die Technologie eine zukunftsweisende Alternative. So stellt Wellenenergie für viele Pazifikinseln eine interessante Möglichkeit dar, um sich von der teuren Diesel-Abhängigkeit bei der Energieerzeugung zu befreien", sagt Weilepp. Zwar müsse man die Errichtungskosten berücksichtigen. Im Fall derartiger isolierter Inseln, die auf die spärliche Versorgung mit Diesel angewiesen seien, würden aber schon jetzt Kosten von bis zu ein Euro pro Kilowattstunde anfallen, so der Wellenergie-Experte.
Neben der Errichtung des Wellenkraftwerks an der spanischen Atlantikküste, wird derzeit auch ein weiteres Projekt an der deutschen Nordseeküste angedacht. Die avisierte Pilotgröße liegt bei einer Leistung von 250 Kilowatt und einer Jahresstromerzeugung von 400 Megawattstunden. Geplant ist, das Wellenkraftwerk in die neu zu errichtende Hafenanlage mit einzubauen. Dadurch können die Kosten für die Anlage deutlich gesenkt werden.