St. Pölten (pte/18.08.2007/06:10) - Wer glaubt, dass das Phänomen Google Earth/Maps dem digitalisierten 21. Jahrhundert zuzuschreiben ist, täuscht sich gewaltig. Bereits 1982 hat der österreichische Ziviltechniker Hanns Schubert http://www.schubert.at mit einem Landkartenkonzept Furore gemacht, das dem erfolgreichen Google-Konzept verblüffend ähnlich ist. Mithilfe von hochauflösenden Luftbildern, die er mit Straßenrastern und Informationen zu Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomiebetrieben und öffentlichen Einrichtungen versah, produzierte Schubert ab den frühen 80er-Jahren eine Reihe von Stadtplänen, die dem heutigen Google-Earth-Material in nichts nachstand.
"Der Mensch besitzt einen ausgeprägten Entdeckertrieb und will wissen, wo und in welcher Umgebung er zuhause ist", erklärt sich Schubert im pressetext-Interview die damalige wie heutige Faszination der Landkartenbetrachter. Neben dem Informationshunger und dem ewigen Traum der Menschen zu fliegen, manifestiere sich in den Kartierungsbestrebungen immer auch ein Stück weit der Wunsch nach Beherrschung der erfassten Landmasse, ist Schubert überzeugt. Seine damalige Idee, detailgetreue Luftbilder als Basis für einen faltbaren Stadtplan zu verwenden, führt er auf sein Bestreben zurück, vermessungstechnisch komplexe räumliche Sachverhalte auch technisch nicht versierten Personen näher zu bringen.
Für sein Vorhaben, die Innenstadt von St. Pölten und in weiterer Folge auch von Wien als Luftbild-Stadtplan abzubilden, war Schubert zunächst auf Bildmaterial vom Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen http://www.bev.gv.at angewiesen, das wiederum vom österreichischen Verteidigungsministerium freigegeben werden musste. "Die Bedenken waren damals wie heute dieselben. Die Verantwortlichen im Ministerium fürchteten, dass das Kartenmaterial als Waffe gegen das Land verwendet werden könnten", erinnert sich Schubert. Für die kostenlose Verbreitung der innovativen Stadtpläne, die der Vordenker heute scherzhaft als "Google Earth offline" bezeichnet, setzte Schubert dabei auf ein System, das Google und andere Webgiganten 25 Jahre später zur Perfektion treiben sollten. Die Kosten für die Produktion wurden einfach durch Inserate lokaler Unternehmen und Gastronomiebetriebe abgedeckt, die rund um den Plan aufgedruckt wurden.
Auf die Frage, ob ihn der späte Erfolg von Online-Kartendiensten wie Google Earth oder Virtual Earth mit Wehmut erfülle, meint Schubert: "Natürlich ist es schade, dass ich mit meiner Idee viel zu früh dran war. Gleichzeitig fühle ich mich dadurch in meinem damaligen wie jetzigen Zugang zu komplexen Vermessungsaufgaben bestätigt." Dabei zählte der 1984 mit dem Innovationspreis der Wiener Handelskammer ausgezeichnete Unternehmer auch in den 90er-Jahren zu den Pionieren, indem er in Form einer CD-Rom einen digitalen Luftbildplan des Wiener Zentralfriedhofs mit interaktiven Medieninhalten und Informationen versah. Über den Standort der gekennzeichneten Ehrengräber konnten Benutzer mit einem Mausklick auf weitere Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt zugreifen, die mit der verstorbenen Persönlichkeit in Verbindung gebracht werden.
Das Landkartengeschäft hat Schubert trotz der auf zehn Jahre erwirkten musterrechtlichen Schützung schon Ende der 80er-Jahre wieder eingestellt. Heute konzentriert sich das seit 111 Jahren bestehende Unternehmen vor allem auf das Gebiet der Siedlungs- und Verkehrsplanung. Innovative visuelle Umsetzungen geometrischer und planerischer Sachverhalte stehen dabei ebenso auf der Tagesordnung wie der gelegentliche Einsatz von Google Earth. "Zur Veranschaulichung unserer Planungssimulationen greifen wir tatsächlich hin und wieder auf das Luftbild-Material von Google Earth zurück. Unsere Kunden sind von dieser Art der Präsentation besonders begeistert", so Schubert im pressetext-Gespräch.