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Umwelt/Gesundheit/Bildung/Forschung | Überregional
Kinder neben Atomkraftwerken erkranken öfter an Leukämie

Meta-Analyse ergibt: Krebsrisiko um 24 Prozent höher


Atomkraft und Leukämie stehen in Zusammenhang (Foto: pixelio)
Charleston/London/München - Insgesamt 17 unterschiedliche Studien zum Thema Krebsrisiko rund um Kernkraftwerke haben US-amerikanische Forscher in einer Meta-Analyse ausgewertet. Darin kommen sie zu dem Schluss, dass Kinder und Jugendliche, die in der Umgebung von Atomkraftwerken leben, ein bis zu 24 Prozent höheres Risiko haben, an Leukämie zu sterben. Die Ursachen, warum dies so ist, sind bislang allerdings unklar, bestätigen die Forscher im Fachmagazin European Journal of Cancer.

Insgesamt 37 Studien wollten die Forscher um Peter Baker vom Department of Biostatistics and Epidemiology an der Medical University of South Carolina http://www.musc.edu zunächst auswerten. Allerdings blieben aufgrund der strengen Auswahlverfahren nur insgesamt 17 Studien übrig. Durch die Vielzahl der Studien sind Daten von insgesamt 136 Krenkraftwerken in den USA, Kanada, Großbritannien, Japan, Frankreich, Spanien und Deutschland eingeflossen. Die Analyse ergab, dass Kinder, die in der Nähe von Atomkraftwerken lebten, ein signifikant höheres Risiko hatten, an Leukämie zu erkranken. Ein weiteres Ergebnis war, dass die Sterberate höher war. Die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung war umso höher, je näher die Kinder an den Kernkraftwerken lebten.

Die Wissenschaftler nehmen in der Studie allerdings Abstand davon, den Kernkraftwerken die alleinige Schuld an der Krebsrate zu geben. Dieser Schluss sei nach der Auswertung der Studien nicht gegeben. Radioaktive Strahlung ist zwar nachweislich ein Risikofaktor für die Entstehung von Leukämie. Es bleibt aber unklar, ob die Menge an Radioaktivität aus den Atomkraftwerken groß genug ist, um das Krebsrisiko zu erhöhen. Weitere Studien müssten dazu noch folgen, erklären die Wissenschaftler. Es sei nicht zu leugnen, dass die vermehrten Krebsfälle eben in unmittelbarer Nähe zu den Kernkraftwerken aufgetreten sind.

"Das Ergebnis der Studien überrascht allerdings kaum", meint der Biochemiker Roland Scholz im pressetext-Gespräch. "Das entspricht genau jenen Ergebnissen, die wir seinerzeit im fünf Kilometer Halbkreis um das Kernkraftwerk Krümmel südöstlich von Hamburg an der Elbe, festgestellt haben", so Scholz. Seit Ende 1989 gab es in der unmittelbarer Umgebung des Kraftwerks eine signifikante Häufung von Leukämieerkrankungen. Sie betrug das Dreifache dessen, was statistisch zu erwarten gewesen wäre. "In einer unheiligen Allianz aus Regierung, Wissenschaft und Industrie wurde das Thema heruntergebügelt", so Scholz. Und das, obwohl die Fakten eindeutig dafür sprachen. Scholz sei davon überzeugt, dass die Ausdünstung eines Atomkraftwerks die Gesundheit der Menschen belastet. Scholz kritisiert in diesem Zusammenhang die zum Teil falsche statistische Auswertung der Daten. "Wenn man die topografischen Bedingungen am Beispiel Krümmel und die Windrichtung und dazu noch die Steig- und Fallwinde beobachtet, kommt man zu einem eindeutigen Schluss", so Scholz. "Wenn man in die statistische Trickkiste greift und den Radius groß genug macht, dann gibt es kein brauchbares Ergebnis mehr", erklärt der Wissenschaftler abschließend.

 

Quelle: Pressetext Austria, erschienen am 29.9.2007
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