Genf - Nur mit Hilfe von Technologien und Know-how können es die ärmsten Länder der Welt schaffen, den Anschluss an die restliche Welt nicht komplett zu versäumen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Handels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen UNCTAD http://www.unctad.org . Technologien sind kein Luxus, sondern Notwendigkeiten. Nur mit ihnen sind die 50 am wenigsten entwickelten Länder in der Lage, der Armutsfalle zu entkommen.
"In den derzeitigen Bemühungen der Armutsbekämpfung spielt der Aufschwung von Technologien keine wesentliche Rolle", so UNCTAD-Generalsekretär Supachai Panitchpakdi. Weniger als vier Prozent der Weltbank-Kredite sind in den vergangenen 25 Jahren in Wissenschafts- und Technologieprojekte geflossen. Es gebe ein krasses Missverhältnis zwischen den sozialen Belangen und der Technologieproblematik. Die 50 am wenigsten entwickelten Länder müssen das richtige Umfeld schaffen, um technische Entwicklungen überhaupt möglich zu machen. Das würde in weiterer Folge auch dazu führen, dass in Erziehung und Infrastruktur investiert werde. "Derzeit verfolgen nur die drei Staaten Bangladesch, Kambodscha und Laos eine solche Politik", meint Panitchpakdi.
"Derzeit schaffen ausländische Hilfsmittel nicht das gewünschte Klima, um technisches Wissen und kommerzielle Infrastruktur zu ermöglichen", so Lisa Borgatti, UNCTAD-Studien-Autorin im pressetext-Interview. Technologie habe nichts mit Luxus zu tun. "Es geht auch nicht darum, bahnbrechende neue Erfindungen für die Welt, sondern lediglich eine neue Basis für diese Staaten zu schaffen", erklärt Borgatti. Mit der heutigen Situation wird den Staaten nicht die Möglichkeit gegeben, unabhängige Technologiesektoren zu entwickeln. "Wir treten nicht dafür ein, Hilfszahlungen total umzuschichten, sondern einfach mehr finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen", meint Zelijka Kozul-Wright, eine der Studienautorinnen. "Wir fordern einfach, dass die Unterstützungen verdoppelt werden." Kritik seitens der UNCTAD gibt es auch an der Ausbeutung der Rohstoffe in den Entwicklungsstaaten. Internationale Konzerne haben in Öl- und Mineralien-Industrien in Afrika Geld investiert, zur technologischen Entwicklung in diesen Ländern jedoch nichts beigetragen.
Die Macht der Märkte habe sehr wenig Einfluss auf die am niedrigsten entwickelten Länder, kommt der Bericht zum Schluss. Besser gestellte Entwicklungsländer importieren zwölf Mal soviel Industriegüter, die sich wiederum positiv auf die Entwicklung einer eigenständigen Wirtschaft und damit auch der Schaffung von Technologiezentren auswirken. Der Bericht warnt auch vor dem Abfluss der geistigen Elite aus den Ländern. Von den 6,6 Mio. Menschen, die in den am wenigsten entwickelten Staaten leben, sind mindestens eine Mio. mit besserer Ausbildung in Industrieländer abgewandert. Ein Dutzend dieser Länder hat mehr als ein Drittel ihrer am besten ausgebildeten Arbeitskräfte verloren. "Der Abfluss des Wissens schmerzt diese Länder ganz besonders", so Burgatti. Die Regierungen der Entwicklungsländer zahlen für die bessere Ausbildung von Menschen in Übersee. In Folge bleiben diese dann in den Industriestaaten. "Hier müssen die Industrieländer reagieren und darauf Bedacht nehmen, die frisch ausgebildeten Arbeitskräfte wieder in ihre Heimat zu bringen", meint Borgatti. In Großbritannien gebe es solche gesetzlichen Regeln bereits. Erschwerend komme natürlich der Einkommensunterschied zwischen den jeweiligen Industrienationen und den Entwicklungsländern hinzu, erklärt die Expertin abschließend.