London - Wie massiv das menschliche Handeln auf der Erde auch die Niederschläge beeinflusst, haben Forscher von Kanada, Japan, Großbritannien und den USA in einer Studie, die im Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlicht wird, festgestellt. Demnach bekommen Kanada, Russland und Nordeuropa wesentlich mehr Niederschläge, während Indien und Teile Afrikas förmlich austrocknen.
Klimamodelle deuten seit einigen Jahren darauf hin, dass menschliche Aktivitäten Niederschläge wie Regen und Schneefall beeinflussen. Die Computermodelle konnten aber den Einfluss aufgrund der Verschiebung der Niederschläge in den verschiedenen Regionen nicht eindeutig beurteilen. Das internationale Forscherteam hat nun allerdings die Niederschläge nach geografischen Breitengraden untersucht - und nicht wie bisher nach einem gesamtglobalen Durchschnitt. Untersucht wurden die monatlichen Niederschlagsmengen in den Jahren von 1925 bis 1999. "Wir konnten zeigen, dass das menschliche Handeln sehr wohl einen deutlichen Einfluss auf die beobachteten Veränderungen der Niederschläge in den Breitengraden hat", so die Forscher. "Diese Veränderungen können nicht mit der internen Klimavariabilität oder den natürlichen Schwankungen erklärt werden."
Die Wissenschaftler schätzen, dass die menschlichen Aktivitäten wie etwa die Verbrennung fossiler Treibstoffe zu einem durchschnittlichen Anstieg der Niederschläge um 62 Millimeter in den nördlichen Breiten von 40 bis 70 Grad im vergangenen Jahrhundert geführt haben. Das betrifft Kanada, Nordeuropa und Russland. Eine weitere Folge sei auch die Zunahme von Treibhausgasen und Schwefelaerosolen in der Atmosphäre, die zu einer Zunahme der Niederschläge um 82 Millimeter jährlich in der Zone Null bis 30 Grad südlich des Äquators geführt habe. Umgekehrt sei es zu einer Abnahme der Niederschläge in der Zone Null bis 30 Grad nördlich des Äquators gekommen.
Zwar spielen Vulkanismus und andere natürliche Faktoren eine Rolle für die Niederschlagsmengen - dies hätten allerdings einen weitaus weniger starken Einfluss als bisher angenommen. Einer der federführenden Autoren des Berichts, Nathan Gillett von der Climatic Research Unit der University of East Anglia http://www1.uea.ac.uk , erklärte, dass die Ergebnisse einige Unsicherheiten ausräumen. "Die Studie zeigt, dass es einen signifikanten Effekt menschlichen Handelns auf die Niederschlagsmenge gibt. Einerseits führt dies in manchen Regionen zu deutlich weniger Regen, andererseits in anderen Gebieten zu steigenden Niederschlägen", so der Forscher. Es sei allerdings nicht möglich, direkte Verbindungen etwa zu den derzeitigen Überschwemmungen in Großbritannien herzustellen. "Die Untersuchung macht deutlich, dass die Menschen einen Einfluss auf die weltweiten Niederschläge haben", so Gillett. Das gelte aber nicht für einzelne Wetterereignisse. Klimamodelle weisen daraufhin, dass die Sommer in Großbritannien generell trockener, die Winter allerdings feuchter werden.