Wien - Gentech-Baumwolle hat den indischen Kleinbauern nicht das gebracht, was sie sich ursprünglich erhofft hatten. Das Hochleistungssaatgut hatte die Schädlinge nur wenige Jahre ferngehalten. Nach drei bis fünf Jahren begann der Ertrag erneut zu sinken, weil die Schädlinge gegen die Chemiegifte resistent geworden waren. Schließlich rieten die Chemieunternehmen zu noch mehr Einsatz. Damit hat ein tödlicher Kreislauf begonnen, der darin endet, dass sich in den vergangenen Jahren zehntausende Bauern das Leben nahmen, weil sie die Schuldenlast nicht mehr ertragen konnten.
"Um den Ertrag wenigstens zu halten, mussten und müssen auch heute noch 18 Spritzungen pro Anbausaison vorgenommen werden", erklärt der Gentech-Experte Werner Müller von Eco-Risk http://www.eco-risk.at gegenüber pressetext. Mehr Chemie hieß mehr Kosten für die Bauern, viel mehr Gewinn für die Chemieunternehmen und deutlich mehr Schäden an der Umwelt und der Gesundheit der Landwirte. Die Erlöse aus dem Baumwollverkauf deckten nur noch knapp die Kosten für die Spritzmittel. Das war zu wenig, um genug Nahrungsmittel für die Familie kaufen zu können. Die Landwirte begannen bei jenen Firmen Geld zu leihen, die ihnen die Chemie für den Baumwollanbau verkauften und die gleichzeitig die Preise für die Baumwolle diktierten, weil sie auch der einzige Abnehmer waren.
Wie giftig die Chemikalien sind, schildert Müller anhand eines Beispiels. "Bei 38 Prozent der Spritzungen kommt es zu mittelschweren Symptomen wie Muskelkrämpfen oder Erbrechen. Bei sechs Prozent kommt es zu schweren Vergiftungen und bei zehn Prozent treten Vergiftungen mit neurotoxischen Symptomen auf." Auf nur 2,4 Prozent der Ackerflächen wird Baumwolle angebaut. "Dafür sind allerdings 24 Prozent der weltweit ausgebrachten Spritzmittel notwendig", erklärt der Wissenschaftler, der zudem zu bedenken gibt, dass die Folgen einer Auskreuzung zwischen gentechnisch veränderten-Sorten und herkömmlicher Baumwolle bis dato unberechenbar sind. "Synthetische Gene können nämlich nicht einfach zurückgeholt werden".
Eine unabhängige Studie, die fünf Prozent der Ernten aller Kleinbauern in der ersten Anbausaison der Bt-Baumwolle auswertete, kam auf folgende Zahlen: Bei gleichbleibenden Pestizidkosten und bei dreimal höheren Kosten für die genmanipulierte Bt-Baumwolle belief sich der Nettogewinn bei Bt-Baumwolle auf 73,5 Dollar und bei gentechnikfreier Baumwolle auf 305 Dollar pro Hektar.
Biologisch angebaute Baumwolle wächst unter anderen Umständen. Statt massivem Einsatz von Pestiziden und Herbiziden werden bei Bedarf nur Nützlinge ausgebracht, aber keinerlei Gifte. "Eine unterschiedliche Bodennutzung - einmal wird Gemüse angebaut, dann Bio-Baumwolle - verhindert so auf natürliche Weise eine größere Ausbreitung von Schädlingen", erklärt Müller, der aus diesem Grund das Unternehmen Ainoah http://www.ainoah.com gegründet hat. Ainoah hat sich auf den Verkauf und den Vertrieb von Bio-Baumwollprodukten spezialisiert.