Bremerhaven/Hamburg/London - Das Hamburger Unternehmen SkySails http://www.skysails.info hat neue Lösungen zur Treibstoffeinsparung bei Schiffen gesucht und ist auf die Idee gekommen, Zugdrachen für Frachtschiffe zu konzipieren. Nun ist das erste Schiff, das mit dem System ausgestattet wurde, zu seiner Jungfernfahrt nach Südamerika aufgebrochen. Auf den ersten Blick sieht die MS "Beluga SkySails" wie ein ganz normales Frachtschiff aus. Auf hoher See hingegen unterscheidet sie sich von anderen Schiffen deutlich, denn vorgespannt ist ein 160 Quadratmeter großer Zugdrachen, der das Gefährt durch den Ozean zieht.
Nicht nur zu Lande und in der Luft ist das Treibstoffsparen ein Thema geworden, sondern auch auf den Weltmeeren. Einerseits geht es um eine mögliche Reduktion der Kosten, andererseits um eine Verringerung der Emissionen. Die kommerzielle Schifffahrt ist erst vor kurzem auch als großer Emittent entlarvt worden. Vier Prozent der globalen CO2-Produktion stammen von Schiffen (pressetext berichtete http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=071109024 ). Das ist mehr als alle Flugzeuge der Welt produzieren.
"Am 18. Jänner ist die 'MS Beluga SkySails' das erste Mal in der Nordsee bei Bremerhaven in See gestochen. Bei schwachem Wind unterstützt das Segel mit ca. fünf Tonnen Zugkraft die Hauptantriebsmaschine des 132 Meter langen Mehrzweck-Schwergutfrachters", so Verena Frank, Projektleiterin von SkySails bei Beluga Shipping http://www.beluga-group.com , gegenüber pressetext. Vor zwei Tagen ist das Schiff mit 10.000 Frachttonnen beladen Richtung Venezuela aufgebrochen. "Auf der Jungfernfahrt sollen erste Erfahrungen mit dem neuen System gesammelt werden", so Frank. "Wir wollen mit dem Schiff deutlich machen, dass man Wirtschaftlichkeit und Ökologie gut miteinander verknüpfen kann."
Auch bei der "Beluga SkySails" ist die Erwartung des innovativen Antriebssystems groß, bestätigt Frank. Es gehe nicht darum die Höchstgeschwindigkeit des Schiffes zu steigern, sondern bei Beibehaltung von 15,5 Knoten Geschwindigkeit die Hauptmaschine zu entlasten und damit Diesel zu sparen. "Zwischen zehn und 35 Prozent der Treibstoffkosten können eingespart werden. Das sind etwa 1.500 Dollar pro Tag", so Frank. Theoretisch könne man fast jedes Schiff mit dem Zugdrachen nachrüsten. Ausnahmen bilden lediglich Riesenfrachter mit zu großer Tonnage. "Die Kosten für das gesamte System belaufen sich inklusive Teleskopmast, Steuerung und Segel auf rund 500.000 Euro. "Nach drei bis fünf Jahren haben sich die Kosten amortisiert", schätzt Frank. Bei der Beluga wird im Laufe des Jahres der Zugdrache durch einen doppelt so großen ersetzt. "Damit nichts schief gehen kann, haben wir drei Ersatzdrachen an Bord." Ein Drache mit 160 Quadratmetern Fläche wiegt rund 40 Kilogramm.
"Mit der Jungfernfahrt beginnt die Praxiserprobung des SkySails-Systems. In den kommenden Monaten können wir nun endlich beweisen, dass unsere Technologie auch in der Praxis funktioniert und deutlich Öl sowie Emissionen einspart", meint Stephan Wrage, Geschäftsführender Gesellschafter von SkySails. Parallel zur Erprobung auf der "Beluga SkySails" wird die SkySails-Technologie auf weiteren Schiffen zur Serienreife entwickelt. "Sicher wird der Alltag auf See noch viele Herausforderungen für SkySails mit sich bringen. So gilt es nun insbesondere die Handhabbarkeit und Robustheit des Systems auf das von unseren Kunden geforderte Niveau zu heben", meint Stephan Brabeck, Technischer Geschäftsführer von SkySails.
In wenigen Tagen wird die Beluga SkySails auf dem Weg nach Venezuela bei den Azoren den Atlantik überqueren. Dann wird sich zeigen, welches Potenzial diese Zugdrachen tatsächlich besitzen. Wenn das Projekt erfolgreich verläuft, will man die Größe der Zugdrachen sogar auf 5.000 Quadratmeter vergrößern.