Ann Arbor - Phototaxisches Verhalten - die lichtbeeinflusste Fortbewegung von Organismen - ist bei Lebewesen, die über Lichtsensoren verfügen, keine Seltenheit. Neu hingegen ist das Verhalten des Fadenwurms Caenorhabditis elegans. Wissenschaftler haben immer angenommen, dass der Fadenwurm, der in Dunkelheit lebt und keine Augen besitzt, über diese Fähigkeiten nicht verfügt. Das Forscherteam um Alex Ward und Jie Liu vom Life Science Institute der University of Michigan http://www.umich.edu hat festgestellt, dass C. elegans aber sehr wohl Bewegungen in Richtung niedrigerer Beleuchtungsstärke - die so genannte negative Phototaxis - ausführen kann.
Die Forscher hatten sowohl das Schwanz- als auch das Kopfende der Tiere mit Licht bestrahlt und diese waren daraufhin in jene Richtung geflohen, in der es weniger hell war, berichten sie im Fachmagazin Nature Neuroscience. "Wir haben eine Gruppe von sensorischen Nervenzellen entdeckt, die als Kandidaten für einen Lichtrezeptor in Frage kommen", schreiben die Forscher. Wir nehmen an, dass dies ein Schutzfaktor für die Tiere ist, damit sie sich nicht dem schädlichen Sonnenlicht aussetzen. "Die Ergebnisse liefern einen Beweis dafür, dass Organismen, die in einer dunklen Umgebung leben und über keine Lichtsensitiven Organe verfügen dennoch nicht unempfindlich gegenüber Licht sind." Die Forscher gehen nun davon aus, dass dies die Uraugen in der Evolution sind, die bereits seit Millionen von Jahren existieren.
Seit den 1960er Jahren ist der Fadenwurm C. elegans in der Wissenschaft als Beobachtungsobjekt für die Zellbiologie und die Entwicklungsbiologie als Modellorganismus eingeführt. Neben der Taufliege Drosophila melanogaster und der Ackerschmalwand Arabidopsis thaliana zählt der Fadenwurm zu einen der am besten erforschten Organismen der Welt. C. elegans war 1998 der erste vollständig sequenzierte Vielzeller überhaupt.