Jena - Ein Forscherteam des Universitätsklinikums Jena http://www.uni-jena.de will im Verbund mit Kollegen der Universität Lübeck, des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg und der Randox Laboratories einen einfachen Bluttest für Darmkrebs entwickeln. In einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt soll ein Biochip entstehen, der Kolonkarzinome frühzeitig sicher erkennen kann. Darmkrebs ist besonders heimtückisch, da die Erkrankung meist erst im Spätstadium erkannt wird und damit die Heilungschancen deutlich schlechter sind.
"Wir wollen einen Biochip entwickeln, der Blut auf Tumormarker testet, die charakteristisch sind für Darmkrebs", beschreibt Ferdinand von Eggeling vom Institut für Humangenetik und Anthropologie am Universitätsklinikum Jena das Ziel des Forschungsprojektes. Der Molekularbiologe leitet die zentrale Forschungseinrichtung, die auf die Identifizierung von proteomischen und genomischen Biomarkern spezialisiert ist. Bei diesen Biomarkern handelt es sich um Eiweiße, die in krankhaft verändertem Gewebe verstärkt oder auch vermindert gebildet werden und deshalb zur Diagnose dieser Erkrankungen genutzt werden könnten. Das Jenaer Forschungsteam hat vier solcher Darmkrebs-Marker beschrieben, die jetzt auf dem Chip getestet werden sollen.
Die Molekulargenetiker werden die Marker auf ihre Tauglichkeit für Darmkrebs prüfen und danach bewerten. Zum Einsatz kommen wird ein in den Randox Laboratories entwickelter Biochip, der insgesamt zwölf verschiedene Marker auf einmal nachweisen kann. Durch diese Kombination soll die Blutuntersuchung besonders empfindlich und aussagekräftig werden. Forscher vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg stellen Patientenproben zur Verfügung und werten die im Projekt gewonnenen Daten aus. Am Universitätsklinikum Lübeck wird der Biochip klinisch getestet.
Dickdarmkrebs ist eine stille Krankheit, die meist erst dann Beschwerden verursacht, wenn sie weit fortgeschritten ist. "Der diagnostische Goldstandard zur Darmkrebsfrüherkennung ist und bleibt die Darmspiegelung", meint die Privatdozentin Gisela Walgenbach-Brünagel im pressetext-Interview. Bei dieser Methode - die auch Koloskopie genannt wird - wird ein schlauchförmiges Endoskop durch den After in den Körper geschoben. Mithilfe einer Kamera kann der Mediziner die Darmwand inspizieren. Mediziner sind sich darüber einig, dass einem geschulten Experten dabei kaum ein Tumor entgeht. "Was uns dabei Kopfzerbrechen bereitet, ist die Tatsache, dass viel zu wenige Menschen diese Möglichkeit wahrnehmen", meint die Chirurgin. Die Hemmschwelle vor einer Spiegelung, die mit gewissen Unannehmlichkeiten verbunden ist, sei einfach zu groß. Derzeit werden in 70 Prozent der Fälle Darmtumore erst im fortgeschrittenen Stadium festgestellt.