Bonn - Milde Winter, verregnete Sommer -
dass Klimagase wie Kohlendioxid dafür verantwortlich sein könnten,
scheint die Industrie rund um den Globus kaum mehr wahrhaben zu wollen.
Bonner Wissenschaftler http://www.uni-bonn.de wiesen jedoch anhand von
Simulationen nach, dass Treibhausgase bei der Klimaerwärmung zumindest
beteiligt sind. Die Ergebnisse der Studien werden auf dem Bonner
Klimagipfel (16. bis 25. Juli) diskutiert.
Die Meteorologen untersuchten anhand verschiedener Computermodelle den
Einfluss der Treibhausgas-Konzentration auf die so genannte
"Nordatlantische Oszillation" (NAO). Sie beschreibt die Schwankung des
Druckverhältnisses zwischen dem Islandtief im Norden und dem Azorenhoch
im Süden des Nordatlantiks. Als Maßeinheit gilt der "NAO-Index": Dieser
ist positiv, wenn über Island ein sehr tiefer und über den Azoren ein
sehr hoher Druck herrscht. Bei geringen Druckunterschieden wird der
NAO-Index negativ. Normalerweise ändert sich der Wert von Jahr zu Jahr.
Während der letzten 30 Jahre lag er jedoch überwiegend im positiven
Bereich. Das bedeutet, das zwischen Island und den Azoren große
Druckunterschiede bestanden. Sie wirkten wie ein Föhn und trieben im
Zusammenspiel mit der Erddrehung starke Nordwestwinde mit feucht-milder
Luft nach Nordeuropa.
Ein ähnlich hoher NAO-Index wie heute herrschte in den "warmen 20er
Jahren" schon einmal. "Untersuchungen britischer Wissenschaftler haben
jedoch ergeben, dass diese Warmphase vor allem auf vermehrte Sonnen- und
Vulkanaktivitäten zurückzuführen ist", so Dr. Heiko Paeth vom
Meteorologischen Institut der Bonner Uni. "Die aktuelle Erwärmung lässt
sich hingegen nur erklären, wenn man die gestiegene
Kohlendioxid-Konzentration mit einbezieht."
Zwar zeigt ein Blick in die Vergangenheit, dass es von jeher
Klimaänderungen gegeben hat und offensichtlich auch extreme und
plötzliche Veränderungen. Vor 6.000 bis 7.000 und noch einmal vor 4.000
bis 5.000 Jahren, im so genannten "Hauptoptimum" der Nacheiszeit, war das
Klima möglicherweise schon einmal deutlich wärmer und feuchter als heute.
Satellitenaufnahmen beweisen, dass es Flusssysteme in der Sahara gab, die
biblischen Berichte über die "Sintflut" fallen ebenfalls in diese Epoche.
Warm war es auch zur Römerzeit ("Römisches Optimum"), was Hannibal den
Übergang über die Alpen erleichterte, und noch einmal im Mittelalter
("Mittelalterliches Optimum"), wodurch es den Normannen möglich wurde,
Grönland (das "grüne Land") für 200 Jahre zu besiedeln und weit vor
Kolumbus Amerika zu entdecken. In England wurde im Mittelalter sogar Wein
angebaut.
Während der letzten 600 bis 1.000 Jahre scheint jedoch kein Jahrhundert
so warm wie das 20. gewesen zu sein. Niemals hat es innerhalb von 100
Jahren eine Temperaturschwankung von 0,5 Grad oder gar mehr gegeben - und
ebenso wenig ereignete sich in 30 Jahren ein Anstieg von 0,4 Grad wie in
den letzten drei Jahrzehnten. Dabei mögen sich die einst vorhergesagten
Horrorszenarien zwar nicht bestätigt haben. Im Zuge einer natürlichen
Klimaerwärmung im Rahmen der momentanen Warmzeit könnten die
Treibhausgase allerdings jenen Tropfen ausmachen, der das Klimafass zum
Überlaufen bringt.
http://lbs.hh.schule.de/welcome.phtml?unten=/klima/klimawandel/kw-12.html