Wien Im Zuge von Kontrollen durch die Agentur
für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) wurden erstmals
Streptomycin-Rückstände auf heimischen Äpfeln nachgewiesen. Das
Antibiotikum Streptomycin wurde im Frühjahr in der Steiermark, in
Oberösterreich, Niederösterreich, Tirol und Vorarlberg zur Bekämpfung
des Feuerbrands bei Äpfeln und Birnen im Erwerbsobstbau eingesetzt.
„Der Nachweis des Antibiotikums in reifen Äpfeln markiert einen
Paradigmen-Wechsel in der Diskussion um Antibiotika zur Bekämpfung
von Feuerbrand. Bislang hatten Wissenschaftler und Behörden nämlich
ausgeschlossen, dass Antibiotika, die in der Blütezeit auf Apfelbäume
gespritzt werden, im reifen Apfel noch vorhanden sein könnten“, sagt
GLOBAL 2000-Biochemiker Helmut Burtscher.
Da sich die Wissenschaft hier derart geirrt hat, müssen auch alle
anderen bisherigen Aussagen über das Abbauverhalten und die damit
verbundene mögliche Anreicherung des Antibiotikums im Ökosystem
hinterfragt werden. Je längere das Antibiotikum in der Natur
überdauern kann, desto größer ist die Gefahr, dass sein Einsatz im
Obstbau zur Entwicklung von Antibiotikaresistenzen führt. Die Gefahr
einer Übertragung von Antibiotikaresistenzen auf Krankheitserreger
des Menschen ist ein Hauptgrund, weshalb Antibiotika im Obstbau seit
2004 EU-weit verboten sind. Nur über die Hintertür einer „Gefahr in
Verzug“-Zulassung konnte Landwirtschaftsminister Pröll deren Einsatz
in Österreich überhaupt ermöglichen. „Wir fordern den
Landwirtschaftsminister auf, in seiner Feuerbrandstrategie
Alternativen zu forcieren und auf Antibiotika zu verzichten“, so
Burtscher.
Eine Umfrage im Auftrag von GLOBAL 2000 zeigte außerdem, dass 71
Prozent der ÖsterreicherInnen Antibiotika im Obstbau ablehnen und
Supermärkte bevorzugen, die nur solche Äpfel in ihr Sortiment
aufnehmen, die ohne den Einsatz von Streptomycin produziert werden.
„Die aktuellen Erkenntnisse sollten daher den Handel in seiner
Position bestärken, im Sinne der Konsumentinnen und Konsumenten
ausschließlich auf antibiotikafreie Produktion zu setzen. Auf
politischer Ebene muss gleichzeitig alles getan werden, Betrieben
Verluste zu 100 Prozent abzugelten, die durch Rückschnitt und Rodung
zur Feuerbrandbekämpfung entstehen“, so Burtscher abschließend.
Weitere Informationen:
GLOBAL 2000 Biochemiker: DI Dr. Helmut Burtscher 0699/14 2000 34
GLOBAL 2000 Presse: Mag. Ruth Schöffl 0699/14 2000 19