Wien - Für die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 bestätigt der derzeitige Gas-Lieferstopp von Russland, dass eine klimaverträgliche Energiewende Priorität haben muss. „Der derzeitige Lieferausfall führt drastisch vor Augen, wie kurzsichtig Österreichs Energiepolitik mit der Abhängigkeit von fossilen Energiequellen ist. So planen Stromkonzerne den Bau zahlreicher gasbetriebener Kraftwerke. Wie sich zeigt, wären dies ziemlich unsichere Investitionen," so Silva Herrmann, Klima- und Energieexpertin von GLOBAL 20000.
515 Milliarden Kubikmeter Gas werden derzeit in der EU pro Jahr verbraucht, rund 265 Milliarden davon werden importiert, vor allem aus Russland und Norwegen. Die Quellen in der EU versiegen aber bald, die Abhängigkeit von Importen wird dadurch drastisch steigen. Zusammen mit der prognostizierten Bedarfssteigerung beim Erdgas zeigen Schätzungen, dass ab 2020 rund 200 bis 300 Milliarden Kubikmeter Gas in Europa fehlen werden. Und der aktuelle Gasstreit zeigt anschaulich, dass die Versorgung mit Erdgas zu großen Teilen über höchst verletzliche Rohrleitungen mit relativ hohen Transportverlusten aus politisch instabilen Regionen erfolgt. Der geplant Bau neuer Pipelines löst die Probleme aber auch nicht: Es gibt einfach zu wenig Gas für den Bedarf in der EU, die Abhängigkeit von Russland bleibt bei vielen Projekten bestehen und beim Prestige-Projekt der EU, der Nabucco-Pipeline, gibt es Aufbringungsschwierigkeiten beim Gas, politische Widerstände und es droht eine Kostenexplosion.
Trotz dieser negativen Vorzeichen werden der Ökostrom-Erzeugung in Österreich massiv Hindernisse in den Weg gelegt: Die Novelle des Ökostromgesetz und damit der Ökostrom-Ausbau sind weiterhin nicht in Kraft. Darüber hinaus büßen seit diesem Jahr beispielsweise Windstromerzeuger durch veränderte Regelungen bei den Systemnutzungstarifen rund die Hälfte ihrer Rendite ein.
Für GLOBAL 2000 eröffnet die derzeitige Gaskrise aber die Chance für ein Umdenken in Österreichs Energieversorgung. „Im Sinne des Klimaschutzes muss Österreich ohnehin den Verbrauch fossiler Energiequellen drastisch senken. Statt Weiterwursteln wie bisher ist ein zweistufiger Ansatz notwendig: Erhöhung der Energie-Effizienz in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen, sowie forcierter Umstieg auf Erneuerbare Energiequellen," fordert Herrmann. Zum Thema Energie-Effizienz hat Österreich noch großen Nachholbedarf: So muss die Sanierungsrate bei den Gebäuden stark erhöht werden. Daneben bietet der Wärmesektor ein großes Potential zur CO2-Einsparung durch den Einsatz von erneuerbaren Energien wie Biomasse, Solarthermie, Geothermie und Umweltwärme. Auch die auto- und flugzentrierte Verkehrspolitik fördert Ineffizenz und CO2-Ausstoß. Erneuerbare Enerigequellen sollten mittelfristig zur Gänze die Bereiche Raumwärme und Stromerzeugung abdecken.
Weitere Informationen:
GLOBAL 2000 Presse: Ruth Schöffl, Tel.: 0699/14 2000 19, presse@global2000.at
GLOBAL 2000 Klima- und Energiesprecherin: DI Silva Herrmann, Tel.: 0699/14 2000 17