Wien - Die hohe Müttersterblichkeit ist aktuell eines der dringendsten Gesundheitsprobleme in Entwicklungsländern. Das betont das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF http://www.unicef.org anlässlich der Präsentation seines Jahresberichts. Über eine halbe Mio. Frauen sterben demnach jährlich aufgrund von Komplikationen während der Schwangerschaft und bei der Geburt des Kindes. Zu 99 Prozent ereignen sich diese Tode in Entwicklungsländern, in denen meist der Zugang zu ausreichender medizinischer Versorgung fehlt. Während in den Industrieländern eine von 8.000 Müttern bei der Geburt stirbt, liegt dieses Risiko in den ärmsten Ländern Afrikas und Südostasiens bei eins zu 24.
"Viele Frauen verbluten und sterben an den Folgen der Schwangerschaft oder Geburt, da sie keine Möglichkeit einer fachkundigen Begleitung und Behandlung haben", betont Martha Miklin, Sprecherin von UNICEF Österreich, gegenüber pressetext. In vielen Ländern gibt es entweder zu wenig Geburtsstationen, Hebammen und Ärzte, oder die Frauen können sich die Hilfe nicht leisten. Rund 60 Prozent der Kinder kommen daher zu Hause zur Welt. Oft sind die Mütter auch im Falle von Blutungen, Infektionen oder Vergiftungen auf sich allein gestellt. Auch wenn sie überleben, bedeutet das für viele lebenslange Beschwerden und gesundheitliche Schäden.
Acht von zehn der Todesfälle von Müttern ließen sich laut UNICEF durch Zugang Schwangerer zu kontinuierlicher medizinischer Grundversorgung verhindern. Dafür fordert das Kinderhilfswerk mehr Investitionen in Gesundheitssysteme für die ärmsten Familien der Entwicklungsländer. Bisherige Projekte hätten durchaus Erfolg gezeigt. So haben etwa in Afghanistan Programme zur Hebammenausbildung innerhalb von drei Jahren den Anteil der bei der Geburt betreuten Frauen von sechs auf 20 Prozent gehoben. In Niger wurden Hebammen und Krankenhäuser mit der notwendigen Ausrüstung versorgt.
Die Situation erfordert ganzheitliche Lösungen, die über die direkte Hilfestellung in Schwangerschaft und Geburt hinausreichen. "Armut, Diskriminierung und fehlende Bildung müssen als Begleitfaktoren mitgedacht werden", betont Miklin. Ausbildung senke das Risiko für zu junge Mutterschaft und Kinderheirat, zudem erleichtere die Aufklärung über Rechte den Gesundheitszugang. "In mehreren Ländern verbieten die Männer ihren Frauen, zu männlichen Gynäkologen zu gehen. Doch es gibt zu wenige weibliche Frauenärzte", so die UNICEF-Sprecherin abschließend.